2013-1

Port Camargue

23. März Samstag

Nachdem wir auf dem Satellitenbild die Wettervorhersage für die nächsten Tage gesichtet hatten, beschlossen wir, anstatt am Sonntag, schon am Samstag nach Frankreich zu reisen und zwar so früh als möglich.
Es wurde dann allerdings 7.30 Uhr, aber immerhin waren all die tausend Dinge, an die man denken muss erledigt, die Post abbestellt, die Schlüssel bei den Nachbarn deponiert, das Auto bis unters Dach voll beladen, etc.
Wir kamen ohne Stau an Bern vorbei und hatten auf der gesamten Strecke nur einmal starken Rückreiseverkehr von Skiurlaubern, die sich, von Grenoble herkommend, auf dem Heimweg befanden.
Um 16.30 Uhr erreichten wir, bei leichtem Nieselregen, unseren Hafen und fanden unser Schiff in tadellosem Zustand vor.

24. März Sonntag

Zum Glück hatte mein Skipper nicht auf mich gehört, als ich ihm empfahl, nicht alles am selben Tag einzubunkern, Sonntag wäre doch auch noch Zeit für den Rest! In der Nacht setzte nämlich Regen ein und zwar sintflutartig und auch tagsüber war es grau und trüb und regnete immer wieder wie aus Eimern. Zum Glück waren wir bereits mit Esswaren eingedeckt, hatten unter anderem frischen Zopf dabei und konnten in aller Ruhe unsere sieben Sachen fertig einräumen. Die Winterblache, die das gesamte Cockpit bedeckt, rollten wir nur zurück, die konnten wir auch am nächsten Tag noch reinigen und verstauen.

25. März Montag

Das Timing war perfekt, ein paar müde Wolkenfetzen bedeckten noch den, ansonsten blauen Himmel und die Sonne lachte uns freudig entgegen, als wir uns daran machten, unser Schiff vom Winterstaub zu befreien und mit viel Wasser und dem Mob, auf dem Deck herum wedelten. Anschliessend ging es zum Grosseinkauf nach Grau du Roi und die Einbunkerei ging von vorne los. Unglaublich, was so ein Schiff an Gewicht erträgt, davon könnte man mit einem Wohnwagen nur träumen, wir müssten uns also schon einschränken, falls wir mal eine Reise mit dem Wohnwagen planen wollten, was immer noch unser Ziel wäre!

26. März Dienstag

Der Grund, warum wir überhaupt so früh im Jahr nach Port Camargue reisten war der, dass wir uns einen Platz am ‚Salon nautique‘ sicherten, um unser Schiff interessierten Seglern anzubieten. Die Ausstellung dauert von Karfreitag, 29. März bis Ostermontag, 1. April. Der Spass kostet 280.00 € dafür kann man damit rechnen, dass nicht nur geschaut wird, sondern richtig Interessierte vor Ort sind, die ein gut gepflegtes Schiff suchen.
Um 11.00 Uhr verholten wir unser Schiff an den Platz Nr.15 vis-a-vis von ‚Bertrand-Marine‘, bei schönstem Wetter.
Bereits am Nachmittag besuchten uns die ersten Gäste, nämlich Hans und Christel kamen vorbei und wir genossen den ersten Apéro im Cockpit gemeinsam mit den beiden.

27. März Mittwoch

Die Sonne hatte sich wieder verabschiedet und machte einem wolkenverhangenen Himmel Platz, was Ernst nicht davon abhielt, die Fahrräder im Unterstand hervorzuholen, sie einer gründlichen Wäsche zu unterziehen und die Sättel zu montieren. Unser Plan, im nahe gelegenen ‚Super U Espiguette‘ einzukaufen scheiterte, da dieser nach den Wintersaison, seine Tore erst wieder an Ostern öffnet. Dieses Lebensmittelgeschäft dient hauptsächlich den Urlaubern der diversen Campingplätze in der Nähe, hat dann aber ein reichhaltiges Angebot von frischen Artikeln.
Da mein Skipper von seiner Bronchitis, die er sich im Februar geholt hatte, noch nicht vollends genesen war, beschloss ich, den Weg nach Grau du Roi mit dem Fahrrad, allein unter die Räder zu nehmen. Mit einer prall gefüllten Tasche im Einkaufskorb auf dem Gepäckträger, den Rucksack am Rücken, einem Teleskop-Wischer für die Reinigung des Freibords unter dem Arm und starkem Gegenwind kam ich wieder beim Schiff an und war geschafft! Wenigstens wurde ich vom Regen verschont, der sich unweigerlich wieder ankündigte.

28. März Donnerstag

Tatsächlich regnete es heute nur einmal, nämlich den ganzen Tag! Dazu pfiff ein kräftiger Wind und liess unser Schiff hin und her schaukeln. Keinen von uns reizte es, auch nur einen Fuss nach draussen zu wagen. Ausser dem Gang zur Toilette, verbrachten wir den ganzen Tag im Schiff, das Dank unserer Heizelemente, im Innern eine wohlige Wärme verströmte und wir uns mal wieder unserem Lesestoff widmen- und faulenzen konnten.

29. März Karfreitag

Pünktlich, zur Eröffnung der Bootsausstellung, stellte das Wetter wieder auf schön um und wir waren gespannt, was sich wohl tun würde mit den Besuchern der Messe, ob sich wohl jemand für unser Schiff interessierte? Ausser unseren Bekannten, Christel, Hans und Daniel, der uns freundlicherweise den Platz in der Ausstellung vermittelte, kam niemand vorbei und eine erste Ernüchterung machte sich breit. Auch, dass Karfreitag kein Feiertag in Frankreich ist, überzeugte uns nicht ganz von unserer Annahme, dass in dieser weltweiten Sparphase, viel Geld auszugeben einfach nicht drin liegt! Ein Highlight bot uns dann allerdings Gustav, der am Nachmittag vorbei kam und uns spontan zum Nachtessen auf seinem Schiff einlud, gemeinsam mit Annie, einer langjährigen Bekannten von ihm und Odette. Das war ein schöner Ausklang von diesem ereignislosen Tag und wir genossen den schönen Abend mit den beiden sehr! Auch der Regen, der in der Nacht wieder einsetzte, konnte unsere Stimmung nicht trüben.

30. März Samstag

Entgegen den Prognosen, dass wieder Regen angesagt war für heute, schien die Sonne den ganzen Vormittag, aber es wehte ein kühler Wind und wieder ging das Geduldsspiel weiter, ob sich wohl jemand ernsthaft für einen Schiffskauf interessieren würde? Bis um 15.00 kamen nur gerade ein paar Leute, vor allem Männer, die sich ein Bild vom Schiffsinnern machen- und am Sonntag mit der Ehefrau nochmals kommen wollten. Der Wind hatte mittlerweile wieder aufgefrischt und wir beschlossen, etwas warmes zu trinken und eine Kleinigkeit zu essen, als es Schlag auf Schlag ging! Plötzlich stand ein französisches Ehepaar auf dem Schiff, das begeistert schien vom guten Zustand unserer Yacht und als sie das Interieur sahen, war es um sie geschehen! Vor allem die Ehefrau brachte zum Ausdruck, dass dies genau das war, was sie gesucht hätten, kein neues Schiff, aber eine gute Occasion, in tadellosem Zustand und in der richtigen Grösse. Sie berichtete weiter, dass kein einziges Schiff in der Ausstellung, das sie bis dahin besucht hätten, so gut gepflegt und sauber war wie unseres. Die beiden waren sich jedenfalls einig, stellten einen Check aus als Sicherheit und unterschrieben den Kaufvertrag! Am Montag wollten sie nochmals vorbei kommen und sich alles näher ansehen und erklären lassen. Wir blieben zurück mit einem lachenden und einem weinenden Auge und wussten gar nicht so recht wie uns geschehen war!!

31. März Sonntag

Miserabel hatten wir letzte Nacht geschlafen, ob es am Schiffsverkauf lag, oder dem starken Wind, der unablässig am Schiff rüttelte, wussten wir nicht so genau, jedenfalls zeichnete es sich ab, dass uns ein wunderschöner Tag bevorstand. So war es denn auch, die Temperaturen stiegen von Minute zu Minute bis auf angenehme 20°. Wir teilten dem Organisationskomitee den Verkauf mit und verholten unser Schiff wieder an unseren angestammten Hafenplatz. Anschliessend waren wir bei Christel und Hans zum Apéro mit Champagner eingeladen, wo wir auf ihr neues Auto anstiessen und den Verkauf von unserem Schiff! Beim späteren Spaziergang durch die Ausstellung, stellten wir mit Erstaunen fest, wie wenig Schiffe in den drei Tagen verkauft wurden. Was für ein Glück wir doch hatten, solche Liebhaber getroffen zu haben!

1. April Montag

Das schöne Wetter hatte sich bereits wieder hinter dunklen Wolken versteckt, als unsere Schiffskäufer pünktlich um 10.00 Uhr vor unserem Schiff standen. Wir wollten zuerst bei Patrick vorbei, dem Chef von ,Yes‘ einem Schiffszubehör-Laden, der die Formalitäten, die bei einem Schiffsverkauf anstanden, für unseren Nachfolger erledigen wollte. Bis Ende April steht der neue Eigner noch im Berufsleben und ist froh, sich nicht um Details kümmern zu müssen. Anschliessend sprach er noch mit einem Verantwortlichen von seiner Versicherung, die an der Ausstellung einen Stand hatte und stellte mit Erleichterung fest, dass er nicht mal eine Expertise braucht, da das Schiff weniger als 20 Jahre alt ist und wir ja im letzten Herbst erst das ganze Unterwasser saniert- und die Gummidichtung vom Saildrive gewechselt hatten. Als sie später auf unser Schiff kamen, überraschten sie uns mit einer Flasche Champagner und einer spanischen Spezialität, ähnlich unseren ‚Schenkeli‘ die wir dazu verzehrten. Jedenfalls verbrachten wir einen gemütlichen Nachmittag auf unserem Schiff und auch der Regen, der inzwischen eingesetzt hatte, konnte unseren guten Launen nichts anhaben! Die Leute sind so sympathisch, sie luden uns sogar ein, mal mit ihnen einen Törn zu unternehmen und wollen uns in ihr Haus in Nîmes einladen!

Slideshow, 2 Bilder, Time 6 Sec.

2. April Dienstag

Wir hatten gut und lange geschlafen, sodass wir uns richtig fit fühlten, um uns am Nachmittag wieder mal aufs Fahrrad zu schwingen und in Grau du Roi einzukaufen. Allerdings wehte uns ein kühler Wind um die Ohren, aber wir hatten das Bedürfnis uns zu bewegen und genossen die Fahrt dem Meer entlang, schliesslich kann man sich ja warm anziehen!

3. April Mittwoch

Ein strahlender Tag mit dunkelblauem Himmel erwartete uns, als wir den Kopf aus dem Luk streckten. Wenn es so weitergeht, könnten wir schon bald im Cockpit frühstücken. Die Wettervorhersage für die kommenden Tage liess uns die Hoffnung auf den Frühling jedoch schnell wieder vergessen. Schnell noch einen kleine Handwäsche machen, bevor der Regen wieder überhand nimmt! Auch Ernst konnte noch einige Arbeiten erledigen, die schönes Wetter erforderten, viel Zeit bleibt ja nicht mehr bis zur Schiffsübergabe!

4. April Donnerstag

Dieses Frühjahr kam man einfach nicht darum herum übers Wetter zu sprechen, es spielte total verrückt! Bei trübem und kühlem Wetter besuchten wir Marlys und Daniel in ihrem Haus, um als Dankeschön für die Bemühungen von Daniel, uns einen Ausstellungsplatz zu vermitteln, ein verspätetes Ostergeschenk vorbei zu bringen. Marlys überraschte uns mit einem selbstgebackenen Apfelkuchen, dazu gab es feinen Kaffee und in der warmen Stube konnten wir mit den beiden einen gemütlichen Nachmittag verbringen.

5. April Freitag

Heute fuhren wir nach dem Frühstück nach Montpellier. Ernst brauchte spezielle Schrauben, die im Castorama, mit seinem riesigen Angebot von Haushaltsartikeln, bis hin zu fertig installierten Küchen und Bäder, in allen Grössen erhältlich sind. Am Schiff standen noch einige kleine Arbeiten an, die mein Skipper noch ausführen wollte, was unsere französischen Nachbarn sehr überraschte! „Was, ihr arbeitet noch an eurem Schiff, es ist doch verkauft“ hörten wir einige male!
Am Abend verwöhnten wir uns mit einem feinen Doradenfilet, das wir in der reichhaltigen Fischabteilung, im Super U von Grau du Roi, erstanden.

6. April Samstag

Dass es wieder mal in Strömen regnet, erwähne ich nur am Rande! Jedenfalls hatten wir gut geschlafen und krochen relativ spät und etwas widerwillig aus den Federn. Deshalb stand das Frühstücksgeschirr noch auf dem Tisch, als Gustav zu einem kurzen Schwatz vorbei kam. Wir hatten genug eingekauft und luden ihn spontan zu uns zum Nachtessen ein. Bei Filet an Morchelsauce, mit Nudeln und Salat sassen wir am Abend noch lange beisammen, während es noch immer regnete, aber unser kleines Heizgerät eine wohlige Wärme im Schiff ausströmte.

7. April Sonntag

Um 14.00 Uhr fanden sich unsere Schiffskäufer ein, um sich mit den diversen Handhabungen auf dem Schiff vertraut zu machen. Aber zuerst setzten wir uns im Cockpit bei strahlendem Sonnenschein zusammen und verspeisten genüsslich das feine Osterei, gefüllt mit herrlich aromatischem Erdbeer-und Schokoladeneis, das sie uns mitgebracht hatten. Anschliessend blieben die Männer an Deck, wo sie Segel setzten, den Motor starteten, die Backskisten inspizierten, etc. während wir Frauen im Schiffsinnern alles unter die Lupe nahmen, was wichtig war.
Die beiden kamen uns wie gute Freunde vor, sie wollten uns in ihr Haus einladen, schlugen uns einen gemeinsamen Törn auf ‚ihrem‘ Schiff mit uns vor und freuten sich so ungemein auf das Schiff, dass wir uns richtig glücklich fühlen konnten, solche Käufer gefunden zu haben! Der spätere Apéro mit Lachs und Rosé, rundete den schönen Nachmittag noch ab, bevor sich unsere Gäste wieder verabschiedeten.

8. April Montag

Der heutige Tag sollte ein Arbeitstag werden! Während mein Skipper die Strecken und Fallen im Cockpit in französischer Sprache anschrieb, machte ich mich daran, das Gelcoat mit Politur zu behandeln und es auf Hochglanz zu polieren. Eigentlich sah es ganz sauber aus, es hatte ja auch viel geregnet, aber als ich einen kleinen schwarzen Fleck weggeputzt hatte, war es links und rechts davon grau!! Also blieb mir nichts anderes übrig, als ran an den Speck, sprich Dreck! Ich hatte mir eingebildet, dass die Politur, die ich im Herbst aufgetragen hatte ausreichen würde, um Schmutzpartikel fernzuhalten, aber ich hatte die Rechnung wohl ohne den Wirt gemacht!

9. April Dienstag

Wir hatten noch einen kleinen Auftrag zu erfüllen, den wir heute erledigen wollten. Zwei Tischtücher mit typisch französischem Flair sollten wir noch besorgen, für Doris, die Schwester von Ernst. Also schwangen wir uns auf die Fahrräder Richtung Grau du Roi, wo wir uns in einem speziellen Geschäft für Tischdecken aller Art umschauten. Hier hatten wir schon manch schönes Exemplar gefunden und die Verkäuferin war immer hilfsbereit und überaus sympathisch. Die Masse hatten wir, aber bezogen die sich nun über den Tisch, oder das Tischtuch in seiner gesamten Länge? Passten die Farben die gewünscht waren, oder wichen sie zu sehr von der Wunschvorstellung ab? Gar nicht so einfach, das Ganze, also schnell mal das Handy gezückt und ein paar Exemplare fotografiert, sicher ist sicher. Wir hatten uns ja entschlossen, mit einer ersten Fuhre von unserem Schiffsinhalt nach Hause zu fahren und nach einer Woche daheim, den Rest zu holen, dann konnten wir auch später noch Besorgungen machen.
Im Einkaufszentrum deckten wir uns für die nächsten Tage mit Lebensmitteln ein und genossen den Weg zurück, der schönen Strandpromenade entlang, mit Meeresblick!

10. April Mittwoch

Das schöne Wetter hatte uns anscheinend animiert, jedenfalls begannen mein Skipper und ich, unabhängig voneinander, nach dem Frühstück wie wild zu arbeiten. Stauräume wurden leer geräumt und sauber herausgeputzt, Betten frisch- und zum letzten mal (!) bezogen, diverse Dinge, die alt- und nicht mehr gebraucht werden, entsorgt und ein Gepäckstück nach dem andern wurde von Ernst zum Auto gekarrt und verstaut. Je näher unsere Abreise kam, um so sicherer wurden wir, dass der richtige Zeitpunkt gekommen war, uns vom Schiff zu trennen. Wir freuten uns auf neue Herausforderungen, auch wenn wir uns bis zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht genau festgelegt hatten auf was! Der Aufenthalt hier in Frankreich war schön, aber es hat eben alles auch seine Zeit.
Ausserdem werden wir wahrscheinlich schon im September wieder hier sein, hat uns Gustav doch gebeten mit ihm einen Törn Richtung Spanien zu unternehmen! Vive la France!

11. April Donnerstag

Entgegen meiner Empfehlung, das alte Hufeisen(sprich Rettungsring) doch so zu belassen wie es sei, besorgte mein Skipper im Bootsshop ein neues, das am Heck montiert- und mit dem Schiffsnamen bestückt wird. Natürlich hatte er auch schon einen Reservenamen, zum Aufkleben, von der Schweiz mitgebracht und auch für den Schiffsrumpf war schon ein neuer Name vorhanden. Kein Wunder, haben uns die neuen Käufer doch mitgeteilt, dass sie nun schon etliche Yachten besichtigt hätten, aber keine so gepflegt wie unsere war. Es geht eben doch nichts über ‚Swiss finish‘. Ausserdem hatten sie uns bereits bestätigt, dass sie den Schiffsnamen auf keinen Fall ändern wollten, ‚Antigua‘ gefalle ihnen und eine Namensänderung bringe kein Glück!
Um 15.00 Uhr sassen wir uns nochmals gemütlich im Cockpit gegenüber und genossen die wärmende Sonne und die kleine Zwischenmahlzeit.

12. April Freitag

Ein paar Besorgungen standen noch an und besonders auf Wein hatten wir es abgesehen, aber dass so eine Irrfahrt daraus entstand, das war nicht vorgesehen! Zuerst fuhren wir mit dem Auto zum Espiguette, der natürlich ausgerechnet den Wein, den wir suchten, nicht im Sortiment hatte. Wenigstens ein paar Gläser Lavendelhonig holen, dachten wir uns und fuhren ins ‚Maison du Vin‘ das ausserdem diverse, typische Artikel der Region feilbot. Natürlich standen wir vor verschlossenen Türen und 45 Min. Wartezeit waren uns eindeutig zu lang, bis der Laden geöffnet wurde. Also fuhren wir weiter nach Aigues Mortes, wo es einen grossen Super U gab, der bestimmt den Wein, den wir suchten, im Sortiment hatte. Weit gefehlt, genau diesen Artikel führte er nicht! Also zurück und nach Grau du Roi, wo wir endlich fündig wurden. Zurück im Hafen, statteten wir Christel und Hans einen Besuch ab, um ihnen mitzuteilen, dass wir am Samstag nach Hause fahren werden, für eine Woche. Sie baten uns auf ihr Schiff und bewirteten uns, trotz unseres Protestes, mit kühlem Rosé und feinen Snacks. Wir redeten über Gott und die Welt und genossen die Zeit mit den beiden sehr!
Danach gingen wir bei Gustav vorbei, wo ich mich von ihm verabschiedete, während Ernst mit ihm den Zeitpunkt für die Fahrt zum Flughafen besprach. Gustav reiste am Samstag ebenfalls ab und so schnell würden wir uns nicht mehr wiedersehen. Er wollte erst Ende Mai wieder nach Port Camargue reisen und dann würde Odette ihn begleiten.

13. April Samstag

Um 6.00 Uhr riss uns der Wecker aus dem Schlaf und nachdem wir uns noch einige male im Bett herumgewälzt hatten, standen wir schliesslich auf. Wir waren es nicht mehr gewohnt, mitten in der Nacht aufzustehen! Aber wir wollten noch gemütlich frühstücken und Ernst musste um 8.30 Uhr bereit sein, um Gustav zum Flughafen nach Montpellier zu chauffieren. Gepackt hatten wir schon am Vorabend und auch der Kühlschrank wurde abgetaut und wieder für eine Nacht in Betrieb genommen, sodass sich kein neues Eis bilden konnte. Während Ernst unterwegs war, zog ich noch die Polsterüberzüge ab, die ich zu Hause waschen wollte, denn wir würden nicht mehr länger als für eine Woche auf dem Schiff leben, bevor es dann definitiv an die neuen Besitzer überging.
Bis Ernst zurück war und alle Taschen und Körbe im Auto verstaut waren, schritt die Zeit voran und schlussendlich fuhren wir um ca. 10.30 unserem neuen Ziel, Oetwil am See, entgegen!

20. April Samstag

Die letzte Woche zu Hause verging wie im Flug! Schon am Sonntag morgen war unser Sohn zum Brunch bei uns und nebenbei half ihm sein Vater auch noch die Steuererklärung auszufüllen. Wir hatten jedenfalls keine Verschnaufpause, schliesslich musste ja auch für die nach Hause gebrachten Kleider und Gegenstände wieder ein Platz gefunden werden, Termine beim Friseur standen an, etc.
Trotzdem entschlossen wir uns, schon am Samstag wieder abzureisen, da für Sonntag Regen angesagt wurde, auch in Südfrankreich.
Um 18.00 Uhr erreichten wir Port Camargue und kamen tatsächlich noch trockenen Fusses aufs Schiff.

21. April Sonntag

Wie vorausgesagt, präsentierte sich der Himmel heute grau und trüb und die ersten Regentropfen fielen schon bald auf unser Schiff, das nach nur einer Woche bereits wieder nach einer Bootswäsche schrie! Wir ruhten uns aber erst mal aus und genossen die Ruhe, um ungestört in den mitgebrachten Lektüren zu schmökern.

22. April Montag

Nach dem Frühstück telefonierten wir mit unseren Käufern und vereinbarten einen Termin mit ihnen für Mittwoch. Sie wollten das Schiff näher kennen lernen, evtl. einige Manöver ausführen, alle Unterlagen studieren und auf der Capitainerie die Umschreibung des Bootsplatzes- sowie der Zutrittsregelung für die sanitären Anlagen und des Parkplatzes mittels Bagde zu regeln.
Ernst und ich begannen bereits wieder Schapps auszuräumen und Dinge, die wir in dieser Woche nicht mehr unbedingt brauchen würden, ins Auto zu verfrachten. Das Wetter war grau und trüb, aber wenigstens hatte der Regen aufgehört, sodass die Gepäckstücke nicht nass wurden, die im Auto blieben bis wir nach Hause fuhren.

23. April Dienstag

Ein kräftiger Wind rüttelte an unserem Schiff, als wir aus den Federn Krochen, aber dafür sahen wir endlich wieder mal die Sonne lachen! Ein idealer Tag, um das Schiff zu waschen und es für unsere Käufer auf Vordermann zu trimmen! Schliesslich hatten sie den gesamten Kaufbetrag bereits auf unser Konto überwiesen und auch die Rückerstattung von 2/3 des Bootsplatzes schon veranlasst, was von unseren Bekannten mit ungläubigem Staunen zur Kenntnis genommen wurde. Anscheinend war man sich hier andere Sitten gewohnt, weshalb wir uns auch absolut glücklich schätzten, solche Nachfolger gefunden zu haben.
Nach erfolgter Arbeit, gingen wir bei Christel und Hans vorbei, um ihnen unsere Anwesenheit zu melden, worauf sie uns ein Abschiedsessen auf ihrem Schiff offerierten. Wir freuten uns natürlich sehr darüber und einigten uns auf Donnerstag, da sollte das Wetter noch einigermassen stabil sein, bis es dann wieder umkippen sollte und Regen angesagt wurde!

24. April Mittwoch

Um 10.30 Uhr klopfte es an unserem Schiffsrumpf und die Besitzer von ‚Antigua‘ standen vor dem Schiff. Nachdem wir einige Dinge besprochen- und gesichtet hatten, offerierten wir ihnen einen Apéro und setzten uns erst mal gemütlich im Salon zusammen. Anschliessend begaben wir uns zur Capitainerie – die Männer mit dem Auto und wir zu Fuss, was einen schönen Spaziergang ausmachte. Als wir dort ankamen, hatten unsere Männer bereits schon alle Formalitäten erledigt. Nun war also auch der Schiffsplatz und die Zutrittsregelung zum Parkplatz auf den Namen unserer Nachfolger umgeschrieben. Zurück beim Schiff, setzten sich die Männer vor die Laptops und versuchten, ein Navigationsprogramm vom Laptop von Ernst, auf den Laptop von Paul zu transferieren. Einige Zeit verging, doch es wollte einfach nicht klappen. Schliesslich bat Paul darum, dass Ernst es nochmals versuchen- und ihm den Laptop dann am Freitag überbringen soll, da sie uns sowieso zum Essen einladen wollten! Dazu gab er Ernst natürlich sein Passwort, was uns wiederum in Erstaunen versetzte, denn wer hat schon so viel Vertrauen, zu einem – immerhin – Fremden!
Nachdem auch die Manöver erfolgreich stattgefunden hatten, verabschiedeten sich die beiden und fuhren nach Hause.
Ernst und ich verköstigten uns anschliessend im Restaurant ‚La Mama‘, wo wir wieder einmal eine herrliche Pizza verschlangen. Als wir wieder auf dem Schiff waren, probierte Ernst den Transfer vom Navigationsprogramm nochmals und hatte innert kürzester Frist Erfolg. Seine Devise ist; ja nie aufgeben, immer am Ball bleiben, dann wird man belohnt!

25. April Donnerstag

Nun blieb nicht mehr viel Zeit, um all die Dinge zu besorgen, die wir uns in den Kopf gesetzt hatten! Um 15.00 Uhr hatten wir mit Hans und Christel abgemacht und morgen fuhren wir nach Hause. Also liessen wir nach dem Frühstück alles stehen und liegen und gingen auf Einkaufstour. Zuerst erstanden wir die Tischtücher, mit viel französischem Flair, die wir für unsere Schwestern und Nachbarn mitbringen wollten. In le Grau du Roi war Markt und wir kamen in den kleinen Gassen mit den vielen Leuten kaum vorwärts. Auf den total überfüllten Parkplätzen, fanden wir mit viel Glück einen Platz, der vor unserer Nase frei wurde. Aber die Zeit verging so schnell, dass wir leider auf den Besuch im ‚Maison du vin‘ verzichten mussten, das über die Mittagszeit seine Tore schliesst und wir somit auf Lavendelhonig verzichten mussten, den wir auch im Super U nicht fanden.
Um 15.00 Uhr fanden wir uns bei Hans und Christel ein und wurden zuerst mit Riesenbretzeln und frischem Bier aus dem Fässchen verwöhnt, ein sogenanntes Altbier, das sogar mir, die niemals Bier trinkt, vorzüglich mundete. Später servierten sie uns Pommes Frites, die sie in einer speziellen Friteuse, ohne Zugabe von Öl, zubereiteten. Da die Wetterlage nicht kalkulierbar war, briet Christel die feinen Bratwürste dazu in der Bratpfanne im Schiffsinnern. Das Wetter hielt sich tapfer, aber gegen Abend war man froh, eine Jacke dabei gehabt zu haben!
Wir verabschiedeten uns schliesslich von den beiden, nicht ohne uns zu zu versichern, dass wir uns schreiben- und allenfalls auch wieder treffen werden, was für uns so gut wie sicher ist!

26. April Freitag

Als wir gestern aufs Schiff zurückkehrten, begannen wir zusammenzupacken was das Zeug hielt und mein ehemaliger (!) Skipper karrte all die Taschen, Harasse und Säcke auf seinem Transportrolli zum Auto, wo er sie so effizient wie möglich verstaute!
Nun hatten wir also die letzte Nacht auf unserem Schiff verbracht, schon ein etwas eigenartiges Gefühl! Zum Trübsal blasen blieb jedoch gar keine Zeit, hatten wir uns doch bereits um 11.00 Uhr mit unseren Nachfolgern in Nîmes verabredet. Obwohl wir ja schon einmal eine ganze Fuhre nach Hause gefahren hatten, wollten die Habseligkeiten, die noch auf dem Schiff waren, kein Ende nehmen. Ernst jaulte bei jeder neuen Tasche, die ich ihm zuschob, verzweifelt auf und fand schlussendlich doch für alles Platz. Unsere Nachfolger hatten im Februar ihr altes Schiff verkauft und total ausgeräumt, sodass sie keine Utensilien von uns benötigten. Natürlich hatten wir entsorgt was ging, aber alles konnten- und wollten wir nicht einfach wegwerfen.
Den Weg zum Haus unserer Gastgeber hatte Ernst problemlos gefunden, es befindet sich in schöner Umgebung, auf einer Anhöhe über Nîmes, mit herrlichem Garten, kleinem Swimmingpool und sogar ein Fischteich war vorhanden. Das Haus selbst, war von typischem französischem Charme, mit lachsfarbenen Wänden und mit vielen Bildern geschmückt. Ein schönes, rustikales Cheminée dominierte das Wohnzimmer und liess die Gemütlichkeit, die es ausstrahlte, an einem kühlen Sommerabend nur erahnen! Wir wurden verwöhnt mit einem gedeckten Kuchen, gefüllt mit selbstgemachter Fischpaste und kaltem Peperonigemüse, sehr lecker! Anschliessend gab es ‚Loup de mer‘ aus dem Ofen, mit Estragon und Olivenöl, ein Gedicht und butterzart. Danach tischten sie uns diverse Käsesorten auf und zu guter Letzt gab es noch Kaffee und frische Erdbeeren!! Wir dachten natürlich, dass wir spätestens um 14.00 Uhr mit unserem vollbepackten Auto losfahren würden, so wurde es halt 16.00 Uhr, bis wir uns verabschieden konnten. Für uns war klar, das waren keine gewöhnlichen Schiffskäufer unserer Yacht, das waren echte Freunde und wir werden sie 100 prozentig wieder besuchen, oder sie uns!
Die Heimfahrt war zeitweise mit starkem Regen durchsetzt, aber wir kamen gut- und gesund um 23.30 Uhr in Oetwil an, wo wir den ganzen Plunder noch ausräumten, bevor wir uns die wohlverdiente Nachtruhe gönnten!
Hier endet die Homepage von unserer schönen Yacht ‚Antigua‘, deren Besitzern und den schönen Erlebnissen die sie uns beschert hat!
Wir haben sie jedoch, mit Marie und Paul, in gute Hände gegeben und sogar ein herziger Hund, namens Kyra, wir künftig darauf herumhüpfen!

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