2012-2

Port Camargue

19. August Sonntag

Entgegen meiner Empfehlung, erst eine Woche später zu fahren, hatte sich der Skipper wieder einmal durchgesetzt! Wenigstens konnte ich die Abfahrtszeit bestimmen, sodass wir erst um 19.00 Uhr in unserem Hafen ankamen. Trotzdem war die Hitze im Schiff fast unerträglich und die Kleider klebten uns schon nach wenigen Minuten am ganzen Leib. Irgendwie hatten wir es dann doch geschafft, die Taschen auszupacken, die Kleider zu verstauen und etwas Wohnlichkeit im Schiff zu verbreiten.

20. August Montag

Wie immer nach unserer Ankunft, stand zuerst eine Schiffswäsche an. Die Sonne schien bereits wieder kräftig vom Himmel, doch im Badeanzug mit dem Wasser herumzuspritzen und dem klebrigen Staub den Garaus zu machen, machte Spass. Anschliessend montierten wir die Sprayhood, spannten den Bimini als Sonnenschutz auf und fühlten uns gleich wieder wohl! Um auch dem leiblichen Wohl Genüge zu tun, machten wir uns auf zum Einkauf im nahe gelegenen Super U, den man übrigens mit Migros vergleichen kann, manchmal finden sich sogar identische Produkte wieder, wie in der Schweiz.

21. August Dienstag

Sehr heiss!! Da gab es für uns nur eine Alternative, raus aus dem Hafen, ankern vor dem Südstrand und so schnell wie möglich ein erfrischendes Bad nehmen! Wir waren überrascht wie frisch es da draussen war, ein herrlicher Wind blies und die Temperatur war kein Vergleich zum Hafenplatz! Wie privilegiert wir uns fühlen konnten sahen wir am Sandstrand, wo die Menschen dicht an dicht nebeneinander im heissen Sand ihre Tücher ausbreiteten und das Wasser nur so von Leuten wimmelte.

22. August Mittwoch

Nach dem Frühstück, fuhr Ernst mit dem Fahrrad bei Hans vorbei, der etwas über ein Computerprogramm wissen wollte. Das war für mich die Gelegenheit, um mal wieder in aller Ruhe lesen zu können, denn meiner Erfahrung nach dauerte es immer eine ganze Weile, bis er von dort wieder zurück kam. So war es auch und gleich eine Einladung für den nächsten Tag, zum Essen, brachte er mit. Nach einer kleinen Radtour am Nachmittag, stürzten wir uns die die Badehose und nahmen eine kühlende Dusche auf der Badeplattform.

23. August Donnerstag

Heute war die Temperatur etwas erträglicher, sodass wir den Einkauf in le Grau du Roi mit dem Fahrrad tätigten. Da man sich ja irgendwie bewegen musste, kam für uns bei diesen Temperaturen nur Baden oder Fahrrad fahren in Frage, wo einem wenigstens der Fahrtwind ein bisschen Linderung bescherte! Um 17.00 Uhr fanden wir uns bei Christel und Hans ein und verbrachten einen schönen und gemütlichen Abend zusammen.

24. August Freitag

Schon wieder eine Einladung! Ein französisches Ehepaar, denen wir schon oft begegnet sind, lud uns für heute Abend zum Apéro auf ihr Schiff ein. Wir dachten wirklich nur an einen kleinen Apéro, derweil sie uns regelrecht abfütterten! Neben diversen Snacks, wie z. B. Artischockenherzen, mit Paté belegten Crackers, etc. hatten die lieben Leute drei Pizzas gebacken! Kugelrund, aber glücklich und zufrieden kehrten wir wieder auf unser Schiff zurück.

25. August Samstag

Diese Woche hatten die Temperaturen wirklich verrückt gespielt, auch heute war es wieder drückend heiss. Nach unserem Wochenendeinkauf radelten wir subito an den Strand und flüchteten uns ins herrliche Wasser, das mit einer Temperatur von 27° aufwartete!

26. August Sonntag

Heute genossen wir das süsse Nichtstun, spazierten dem Stranduferweg entlang, verwöhnten uns mit einem kühlenden Eis und bewunderten die ausgestellten Gegenstände, die diverse Standbetreiber ausstellten. Da gab es Plüschtiere, Süssigkeiten, aber auch wirklich schönen, aus Perlmutt gefertigten Halsschmuck, auf den ich leider wegen den Metallverschlüssen schweren Herzens verzichten musste, da ich an einer Metallallergie leide.

27. August Montag

In der Nacht fiel endlich mal Regen und zwar nicht zu knapp! Es prasselte sintflutartig auf unser Deck, Donner grollte und Blitze zuckten unentwegt über dem Hafen. Wahrscheinlich wird nichts mit der Mastbesteigung für den nächsten Tag, den Ernst geplant hatte, um den reparierten Geber der Windmessanlage wieder zu montieren.

28. August Dienstag

Der Vormittag war tatsächlich noch grau und trüb, aber bereits um die Mittagszeit lichteten sich die Wolken und als Hans um 16.00 Uhr erschien, um bei dem Manöver behilflich zu sein, schien bereits wieder die Sonne aus blauem Himmel. Alles lief beinahe wie am Schnürchen, nur einmal streikte die elektrische Ankerwinsch, weil zu lange zu viel Zug auf sie ausgeübt wurde, aber mit dem Einschalten des Sicherungsautomaten konnte auch das schnell behoben werden und Ernst landete wieder sicher und unversehrt auf dem Deck.

29. August Mittwoch

Wieder bestiegen wir unsere Drahtesel und radelten für den Einkauf nach Grau du Roi. Ernst hat auf den Gepäckträgern zusammenklappbare Körbe aus Plastik montiert, in denen wir je eine prall gefüllte Einkaufstasche platzieren können. So sind wir nicht aufs Auto angewiesen, das unter schattigen Bäumen, vor der gleissenden Sonne gut geschützt, parkiert ist. Und ausserdem tun wir etwas für die Gesundheit und es macht erst noch Spass!

30. August Donnerstag

In der Nacht auf heute, hatte es wieder geregnet was das Zeug hielt! Zum Glück trugen die Regenwolken keinen Sand mit sich, sodass das Wasser klar auf unser Schiff fiel und Deck und Schoten sauber wusch. Die Temperaturen waren kaum merklich zurück gegangen und mit 28° immer noch hoch. Bereits um die Mittagszeit schien die Sonne wieder und veranlasste uns, mit dem Fahrrad an den Südstrand zu radeln und dem Sandstrand entlang, barfuss im Wasser zu waten, einfach herrlich!

31. August Freitag

Ein starker Wind blies uns um die Ohren und liess unser Schiff hin und her wiegen, was wir aber keineswegs als unangenehm empfanden. Die Sonne schien aus blauem Himmel und hinter der Sprayhood war es nahezu windstill, sodass wir unser Frühstück im Cockpit in vollen Zügen geniessen konnten. Am Nachmittag zog es uns wieder an den Südstrand, aber diesmal radelten wir weit über den Funkturm ‚Espiguette‘ hinaus. Der kilometerlange Sandstrand lockte auch diverse ‚Kitesurfer‘ an, die sich mit rasender Geschwindigkeit auf dem Wasser fortbewegten. Kein Wunder, der Wind hatte aufgefrischt und peitschte nicht nur das Wasser auf, sondern auch den Sand und die wenigen Badegäste sassen, einige hinter aufgestellten Zelten und Sonnenschirmen geschützt, unverdrossen am Strand und genossen die warmen Sonnenstrahlen. Direkt am Wasser war man einigermassen von den fliegenden Sandkörnern verschont und so spazierten wir fast eine Stunde lang dem Strand entlang Richtung Port Camargue und wieder zurück.

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1. September Samstag

Der Wind hatte noch an Stärke zugelegt und es wurde jetzt auch hier merklich kühler, nicht nur in der Schweiz, wo die Nachrichten Schnee bis auf 1500 m meldeten! Nein, so schlimm war es hier nicht, wir brauchten noch keine langen Ärmel, der Himmel war blau, die Sonne schien und so beschlossen wir, unseren Wochenendeinkauf mit dem Fahrrad zu tätigen. Der Rückweg war allerdings recht happig, der Wind pfiff aus allen Rohren und warf uns in den Böen manchmal fast um! Jedenfalls hatten wir für heute genug Fitness gehabt und verausgabten uns später lieber in der Küche, denn Risotto mit Filet an Steinpilzrahmsauce und Peperoni-Gemüse gab einiges zu rüsten und war auf einem zweiflammigen Herd Herausforderung genug für uns!

2. September Sonntag

Heute war es schon wieder etwas wärmer und auch der Wind hatte nachgelassen. Wir unternahmen einen Sonntagsspaziergang zur Capitainerie, schauten dort in den Briefkasten mit dem Buchstaben H ob evtl. Post für uns da lag (war aber nicht der Fall) und nahmen anschliessend die kleine Fähre, die uns auf die gegenüberliegende Hafenseite brachte und spazierten von dort zurück auf unser Schiff, immerhin ein ausgedehnter Spaziergang von ca. 2 1/2 Stunden!

3. September Montag

Graue Wolken bedeckten den Himmel über dem Hafen, als wir aus den Federn krochen. Genau das richtige Wetter, um die Betten frisch zu beziehen, ohne dass der Schweiss an den Kleidern kleben blieb! Natürlich wird dann auch gleich das ganze Schiffsinnere von Staub befreit und die Böden aufgewaschen. Am Nachmittag konnten wir mit Christel, Hans und Daniel, ein Freund der Beiden, ein Appartement besichtigen, das wir ab 29. Sept. für eine Woche mieten wollen. Das Schiff steht in dieser Zeit auf dem Trockenen und ein Motorenspezialist wechselt die Manschette vom Saildrive aus, die hinter dem Motor liegt. Die Arbeit nimmt ca. drei Tage in Anspruch, in denen wir nicht darin wohnen können.
Das Appartement gefiel uns und war, Dank Daniels Beziehungen zum Vermieter, mit 300 € die Woche, günstig zu haben. Anschliessend lud uns Daniel zu einem Drink in sein Haus ein und da lernten wir auch seine sympathische Frau, Marlis, kennen.

4. September Dienstag

Mit Wäsche waschen wurde heute definitiv nichts, zu unsicher zeigte sich das Wetter, graue Wolken wechselten sich mit leichter Aufhellung ab. Für eine Fahrradtour reichte es aber auf jeden Fall und auf dem Rückweg konnten wir auch gleich das Abendessen einkaufen und unsere Körbe auf dem Gepäckträger beladen. An unserem Steg haben wir eigentlich Trinkwasser, wir bevorzugen jedoch Mineralwasser (und Wein!) und da wir im Schiff nicht unbeschränkt Waren lagern können, verbinden wir die Fahrradtouren oft mit kleineren Einkäufen.

5. September Mittwoch

Mit zwei prall gefüllten Wäschetaschen in unseren Einkaufskörben, radelten wir nach dem Frühstück zur Laverie und trauten unseren Augen nicht, als alle sechs zur Verfügung stehenden Maschinen besetzt waren und eine ausser Betrieb stand. Es blieb uns nichts anderes übrig als zu warten, zumal wir nicht wussten ob es bei einer anderen Laverie nicht auch so war. Stühle standen genug zur Verfügung und Zeitschriften lagen auch auf und so vertrieben wir uns die Zeit mit lesen und alsbald drehte unsere Wäsche ihre Runden in zwei Maschinen, während wir mit dem Fahrrad an den Südstrand radelten und das, mittlerweile wieder strahlende Wetter, genossen. Die Wäscheleine war bereits vorbereitet und schon bald flatterten die Wäschestücke im Wind und konnten nach kurzer Zeit abgenommen- und in den Schränken verstaut werden.

6. September Donnerstag

Am Vormittag kam Gustav, der vor zwei Tagen aus Belgien mit seiner Frau Odette angekommen war, zur Begrüssung vorbei. Wir erzählten ihm, dass wir am Nachmittag nach Montpellier fahren wollten, um die Brille abzuholen, die Ernst im Einkaufscenter, bei einem Optiker gekauft hatte. Die Gläser waren gut zum Lesen, jedoch nicht ideal, um am Computer zu arbeiten. Da mein Skipper gleich zwei Brillen gekauft hatte, zeigte sich der Optiker sehr kulant und ersetzte ihm an einer Brille die Gläser kostenlos! Da Gustav und Odette mit dem Flieger hierher kamen, nutzte er die Gelegenheit gerne, um mitzukommen und diverse Einkäufe zu tätigen.

7. September Freitag

Die nächsten Tage versprachen sonniges Wetter und moderaten Wind, sodass wir beschlossen, einen Ausflug mit dem Schiff zu unternehmen. Der Wind sollte die Richtung bestimmen und als wir die Hafenausfahrt passiert hatten, stand der Wind günstig, um Richtung Osten zu segeln. Wir setzten die Segel, der Wind blies sie auf und liess das Schiff gemächlich vorwärts gleiten. Unterdessen stand für uns fest, dass wir les St. Maries de la mer anlaufen- und die Nacht dort verbringen würden. Da der Wind immer mehr nach liess, starteten wir den Motor und liessen ihn, mit gesetzten Segeln, schwach mitlaufen, was uns schneller vorwärts brachte. Um 17.00 Uhr erreichten wir den Hafen und bekamen problemlos einen Gästeplatz.

8. September Samstag

Nach einem Spaziergang durch den Touristenort hatten wir grosse Lust auf ein Bad im sehr klaren Meerwasser. Bald darauf schwammen wir im kühlen Nass und konnten weit hinaus laufen, auch nach tieferem Wasser hatten wir immer wieder Grund unter den Füssen. Anschliessend wateten wir dem Strand entlang und liessen uns an der Sonne trocknen. Nach einer Süsswasserdusche, die am Strand auch noch zur Verfügung stand, schlenderten wir zurück aufs Boot und bereiteten unser Abendessen vor, das heute aus Riz Casimir bestand.

9. September Sonntag

Bevor wir uns wieder auf den Rückweg machten, schlenderten wir nochmals in dem kleinen Ort umher und schauten uns die Auslagen in den zahlreichen Souveniershops an. Die diversen, feinen Düfte faszinierten uns, einmal roch es herrlich nach frischen Kräutern, ein andermal wehte uns Lavendel- Rosen- und Orangenblütenduft um die Nase, doch noch besser gefielen uns die Tänzerinnen aus Porzellan, mit ihren wallenden bunten langen Kleidern, genannt ‚Arlesiennes‘, von denen wir vier Tänzerinnen und einen Tänzer erstanden. Sie werden in Kürze unsere Terrasse zieren und uns an den schönen Ausflug nach les St. Maries de la mer erinnern.
Nach 12.00 liefen wir aus und konnten bei herrlichem Segelwetter bis nach Port Camargue zurück segeln.

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10. September Montag

Heute musste mal wieder klar Schiff gemacht werden, denn obwohl das Schiff im Wasser liegt, setzt sich Staub im Schiffsinnern ab und verbreitet einen hässlichen grauen Film auf allen glatten Flächen, sowie in Ecken und Kanten! Anschliessend stand wieder mal ein grösserer Einkauf an, der Wein neigte sich zu Ende, ebenso Mineralwasser und diverses frisches Obst und Gemüse, was uns bewog, das Fahrrad stehen zu lassen und den Einkauf mit dem Auto zu tätigen.

11. September Dienstag

Ausgerechnet am 11. Jahrestag der Anschläge auf das World Trade Center in den USA, erreichte uns die Nachricht von der Erstürmung der amerikanischen Botschaft in Libyen durch Terroristen, bei dem der Botschafter, sowie zwei weitere Mitarbeiter ums Leben kamen. Grund dafür soll ein Film auf YouTube gewesen sein, der in den USA hergestellt wurde und Muslime verunglimpfte, was für die Terroristen eine Berechtigung zum töten gab! Was für ein schönes Leben durften wir doch führen, das wird uns immer wieder bewusst, wenn wir so schreckliche Nachrichten aus aller Welt hören!
Wir schwangen uns aufs Rad und suchten die Avenue Frederic Mistral in le Grau du Roi, wo sich ein kleine Galerie befinden sollte. Tatsächlich wurden wir fündig, aber das Geschäft war wegen Betriebsferien geschlossen. Wir konnten durchs Schaufenster einige ausgestellten Aquarelle betrachten und beschlossen, das Atelier später nochmals aufzusuchen.

12. September Mittwoch

Schon am Vormittag vermochte sich die Sonne nicht mehr recht durchzusetzen und in der Folge bedeckte sich der Himmel immer mehr. Für mich war das wieder mal Grund genug, die Homepage nachzuführen, bevor wir am Nachmittag mit Gustav und Odette zum Supermarkt fuhren, um für den nächsten Tag einzukaufen. Unsere französischen Nachbarn planten nämlich ein kleines Fest auf dem Ponton, wo jeder etwas mitbringen sollte, das dann unter allen geladenen Gästen verteilt wird. Wir entschieden uns für Schinkengipfeli zum Apéro und ein Tiramisu zum Dessert, deren Zutaten wir allesamt im Supermarkt erstanden.

13. September Donnerstag

Ein kalter, kräftiger Wind wehte uns um die Nase, als wir den Kopf aus dem Luk streckten. Kein Wunder, in der Schweiz fiel Schnee bis auf 1300 m und einige Pässe hatten schon Wintersperre! Uns störte das weiter nicht, es war sowieso wieder mal an der Zeit die Homepage nachzuführen und für das Stegfest am Abend gab es einiges zu rüsten, was meinem Skipper sogar noch Vergnügen bereitet und er auch perfekt machte.
Um 19.00 Uhr versammelten wir uns auf dem Steg, wo auf zwei Grillrosten bereits Fleisch und Würste brutzelten. Mit den Gästen von Anni und Bernard, waren wir insgesamt 14 Personen und ein Kleinkind. Ernst stellte noch unseren Cockpittisch auf drei Harasse, um die, von allen mitgebrachten, feinen Zutaten platzieren zu können. Emil grillierte was das Zeug hielt und rund um die Grillstelle waren Campingstühle aufgestellt, wo man sich hinsetzen- und die Köstlichkeiten auf den mitgebrachten Tellern verspeisen konnte. Der Wind hatte zwar noch nicht nachgelassen, aber alle waren warm angezogen und mit Gesang und einem Glas Wein, wärmten wir uns von innen heraus. Fazit – es war ein schöner und gemütlicher Abend und – wie wir später erfuhren, aus Anlass von Emils 60. Geburtstag, der in Kürze ansteht.

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14. September Freitag

Alle hatten es gut gemeint gestern, mit den mitgebrachten Speisen und so hatte es natürlich jede Menge vorrätig. Auch Würste und Fleisch war noch ausreichend da, sodass uns Emil und Mimi baten, die Restmahlzeit mit ihnen zu teilen. So sassen um 12.00 Uhr, wieder 10 Personen im grossen Cockpit unserer Nachbarn beisammen. Emil hatte das Grillfleisch fein geschnetzelt und eine köstliche Sauce dazu gekocht und mit allen anderen Zutaten gab es für alle nochmals eine mehr als ausreichende Mahlzeit. Dafür begnügten wir uns dann am Abend mit Canapee und einem Panasche.

15. September Samstag

Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg nach le Grau du Roi zum Einkauf. Wir hatten für heute Abend Christel und Hans zum Essen eingeladen. Dank unseren Einkaufskörben auf den Fahrrädern, konnten wir das Auto auf dem Parkplatz stehen lassen, was sich als Riesenglück erwies. Im Ort waren, traditionell im September, Festivitäten im Gange und während Kutschen mit schön angezogenen Personen darin durch die Strassen promenierten, war die Brücke über den Fluss für sämtliche anderen Gefährte gesperrt. Kurz entschlossen schlossen wir die Fahrräder am Brückengeländer ab und machten uns zu Fuss auf den Weg. Die 10 Minuten Fussmarsch machten uns nichts aus und mit gut gefüllten Taschen kehrten wir alsbald zu unseren Fahrrädern zurück. Um 18.00 Uhr trafen unsere Gäste ein und der gemütliche und entspannte Abend konnte beginnen, mit einem Cüpli zum Apéro, erfrischendem Rosé zum Essen und Calvados und Portwein zum Dessert. Die Temperatur war noch so hoch, dass wir den ganzen Abend draussen sitzen konnten und unsere Petrollampe wieder mal zum Einsatz kam.

16. September Sonntag

Nach dem üppigen Essen von gestern brauchten wir dringend Bewegung, was uns veranlasste die Fahrradtour etwas zu erweitern und nach Aigues Mortes zu radeln. Gesagt, getan, das Wetter spielte mit und ein leichter Wind wehte, als wir auf dem Naturweg, dem Kanal entlang, unserem Ziel entgegen fuhren. Auf der rechten Seite hatten wir den Kanal und links lagen die Etangs, wo wunderschöne Flamingos mit ihren Schnäbeln auf dem Grunde der seichten Seen, die kleinen Krabben aufspürten, die ihnen das schöne, rosa Aussehen verleihen. Eigentlich wollten wir das Fort Peccais, eine Ruine aus der Römerzeit besuchen, das nach Aigues Mortes irgendwo in der Landschaft zu finden war. Nach einigen Kilometern und ohne irgendwelche Hinweise, wurde es uns dann doch zu weit und wir kehrten in den Ort zurück, wo wir uns in einer Gaststätte, unter schattigen Bäumen hinsetzten und Crêpes Forestière bestellten, die wir genüsslich verzehrten. Frisch gestärkt machten wir uns auf den Rückweg und genossen heute die weichen Polster im Salon noch etwas mehr als gewöhnlich!

17. September Montag

Um 9.30 Uhr hatten wir uns mit Odette und Gustav verabredet, um gemeinsam nach Avignon zu fahren und Geneviève zu besuchen, welche mit ihrem, leider verstorbenen Mann Jean-Jaques, unsere Schiffsnachbarn in Port Camargue waren. Bereits 1 1/2 Stunden später, standen wir vor dem Haus Nr. 12 in dem Geneviéve ein schönes, geräumiges 4 1/2 Zimmer- Appartement bewohnt. Ihr grosses Haus in Luc, mit viel Umschwung, das sie zusammen mit ihrem Mann bewohnte, hatte sie kurz nach dessen Tod verkauft und zog in die Nähe ihrer Tochter und Enkelkinder, um letztere sie sich hingebungsvoll kümmerte und die ihr über den herben Verlust von Jean-Jaques etwas hinweghalfen. Geneviève sah blendend aus, bewegte sich leicht und dynamisch und man sah ihr die 76 Jahre überhaupt nicht an! Nach einem gemütlichen Apèro auf der Terrasse, begaben wir uns in ein Restaurant in der Nähe, wo angehende Köche und Kellner/innen ihr Können zeigen konnten und Geneviève einen Tisch reserviert hatte. Wir assen ausgezeichnet, von der Vorspeise bis hin zum Dessert in einem schönen Ambiente, mit Blick ins Grüne und unterhielten uns angeregt. Anschliessend flanierten wir durch die Altstadt und bewunderten die gut erhaltene Stadtmauer und die zum Teil uralten Wohnhäuser. In einem Strassencafé liessen wir uns etwas zu trinken bringen und betrachteten die vorbei spazierenden Leute aller Rassen, mal mit langen, wallenden Gewändern, mal sehr chic, mit kurzen Röcken und hochhakigen Schuhen und mal mit weisser, brauner, oder gelber Haut. Gegen 18.00 Uhr, nach einem, von allen empfundenen, wunderschönen Tag, verabschiedeten wir uns von Geneviève und machten uns auf den Rückweg nach Port Camargue.

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18. September Dienstag

Den heutigen Vormittag liessen wir ruhig angehen, standen ziemlich spät auf und widmeten uns nach dem Frühstück dem PC, ich um die Homepage nachzuführen und Ernst um diverse Zahlungen zu überprüfen und getätigte Einkäufe einzutragen. Schliesslich musste alles seine Richtigkeit haben und man möchte vor unangenehmen Überraschungen verschont bleiben, wenn man nach Hause kommt. Am späteren Nachmittag fuhr ich mit Odette an den Strand, während Ernst noch einige Arbeiten auf dem Schiff erledigen wollte. Odette zeigte mir, nachdem wir eine Weile im Wasser gewatet waren, ein paar Yoga-Übungen, zu denen sich überraschend auch Mireille gesellte, die Schiffsnachbarin von Ernst und mir. Die Übungen sahen zwar leicht aus, hatten es aber in sich (!) und ich war ziemlich geschafft, als ich wieder auf dem Schiff ankam! ich bewunderte Odette, die immerhin 10 Jahre älter ist und die Übungen mit Leichtigkeit absolvierte.

19. September Mittwoch

Das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite, als wir unsere Fahrradkörbe mit den Taschen beluden, deren Inhalt wir zur Laverie brachten und zwei Maschinen für uns belegten. Lustigerweise fanden wir dort Odette und Gustav vor, die ebenfalls, ohne dass wir uns abgesprochen hatten, mit ihrer Wäsche beschäftigt waren. Während die Maschinen liefen, kauften wir im nahen Lebensmittelgeschäft etwas ein, brachten die Sachen aufs Schiff und holten anschliessend unsere Wäsche wieder ab. Die Leinen waren schon vorbereitet und schon bald flatterten die Wäschestücke fröhlich im Wind, während wir uns endlich eine Ruhepause gönnen konnten. Natürlich könnte man die Wäschestücke auch im Tumbler trocknen, aber dann müsste man noch viel länger in der Wäscherei bleiben und ausserdem stecken wir die frisch gewaschene Wäsche in Plastiksäcke, um sie vor Feuchtigkeit zu schützen, sodass eine absolut trockene Wäsche Voraussetzung ist. Zudem bleiben wir in Bewegung und können uns dann den Annehmlichkeiten der eigenen Waschmaschine wieder zu Hause widmen! Gegen Abend fuhr ich mit Odette wieder zum Strand, wo wir, im immer noch herrlich warmen Wasser, dem Strand entlang wateten.

20. September Donnerstag

Den heutigen Tag nutzten wir, um die Gläser einzusetzen, die wir in der Schweiz herstellen liessen. Ernst hatte dazu jede Schraube ganz genau auf Papier eingezeichnet, sodass wir gespannt sein konnten, ob die Masse auch exakt auf die neuen Fenster übertragen wurden. Es war Schweizer Qualitätsarbeit, jedes Fenster konnte ausgewechselt werden und passte perfekt in die Fensterrahmen. Ausserdem waren sie etwas heller, als die alten Gläser und das wirkte sich etwas freundlicher im Schiffsinnern aus. Aufgrund der Sonneneinstrahlung ergeben sich mit der Zeit auf Plexiglasscheiben kleine Risse, die die Scheibe mit der Zeit erblinden lassen, ohne jedoch ihre Funktionstüchtigkeit zu verlieren. Uns hatte das aber gestört und deshalb waren wir mit dem Resultat der neuen Gläser, voll und ganz zufrieden.

21. September Freitag

Um 11.00 Uhr klopfte es an unserem Schiff und Gustav stand draussen. Wir baten ihn aufs Schiff und sassen eine ganze Weile gemütlich beisammen, bis Gustav erschreckt auf die Uhr schaute und erwähnte, dass Odette mit dem Essen auf ihn wartete! So einen kleinen Schwatz geniessen wir immer sehr, zumal auch nicht täglich jemand vorbeikommt und es einfach bereichernd ist. Auch wir hatten noch zu tun und schwangen uns alsbald aufs Fahrrad, um in Grau du Roi einzukaufen.

22. September Samstag

Ein herrlicher Tag erwartete uns, mit viel Sonne und wenig Luftfeuchtigkeit, was uns bewog das Schiff wieder mal gründlich zu waschen. Anschliessend befreiten wir auch das Vorsegel von jeglichem Salzwasser, indem Ernst mit dem Wasserschlauch, so hoch es eben ging, das Segel auf beiden Seiten mit Süsswasser abspritzte. Dann liessen wir es offen und Sonne und Wind trugen das Ihrige dazu bei, dass wir es sauber und trocken bergen- und im Schiffsinnern verstauen konnten. Am Abend kamen Christel und Hans kurz vorbei, um sich zu verabschieden. Sie hatten von März bis jetzt auf dem Schiff verbracht und wollten morgen nach Hause fahren, um sich nach einer neuen Wohnung umzusehen. Bis anhin bewohnten sie eine 2-Zimmerwohnung und möchten sich nun eine 3-Zimmerwohnung beschaffen.

23. September Sonntag

Wir hatten gut und lange geschlafen und genossen unseren Sonntagsbrunch, der sich bis gegen die Mittagszeit hinzog! Später setzten wir uns eine Weile an den Computer, bevor wir mit den Rüstarbeiten für das Abendessen begannen. Odette und Gustav sind heute unsere Gäste, wir begleiten sie morgen nach Nîmes zum Flughafen, von wo sie zurück nach Belgien fliegen werden. Aber zuerst wollten wir noch einen gemütlichen Abend zusammen verbringen, denn schliesslich werden wir uns erst in nächsten Frühjahr wieder sehen! Schön und gemütlich wurde der Abend auch und beim Abschied der beiden, verabredeten wir uns für den nächsten Tag auf 10.00 Uhr.

24. September Montag

Wie abgemacht, standen Odette und Gustav zur verabredeten Zeit, mit ihren kleinen Rollkoffern bereit und wir traten zu viert die Fahrt nach Nîmes an, wo wir das Auto in Bahnhofnähe, in einer Tiefgarage parkierten. Von hier aus kann man diverse Sehenswürdigkeiten in kürzester Zeit erreichen. Wir bummelten durch die schöne Altstadt, bevor wir uns in eines der zahlreichen Restaurants setzten, wo wir zu Mittag assen. Um 14.00 fuhren wir zum Flughafen und verabschiedeten die beiden, denen es zu viel wurde die weite Reise nach Belgien, immerhin ca. 1000 Km, mit dem Auto zurück zu legen.

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Rückweg nach Port Camargue

Für den Rückweg wählten wir eine Route quer durch die Camargue, vorbei an Wein- und Reisfeldern, entlang kleiner Bewässerungskanälen. In St.Gilles, am Canal du Midi, machten wir einen Halt und genehmigten uns im Charterboothafen für Kanalboote einen Drink. Kurz vor Aigues Mortes besuchten wir den Tour la Carbonniére, die alte Zollstation von Aigues Mortes und genossen die Aussicht über die herrliche Landschaft der Camargue

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25. – 27. September Di. Mi. Do.

Die folgenden Tage wechselten sich ab mit Starkwind, Bewölkung, Regen und kühleren Temperaturen. Odette und Gustav hatten ihre Heimreise genau zur richtigen Zeit geplant, denn jetzt wären die Strandspaziergänge, die Odette so gerne mag, kein Vergnügen mehr und auch die Wassertemperatur liesse zu wünschen übrig. Wir nahmen uns Zeit zum Lesen, fuhren mal mit dem Auto zum Einkauf nach Montpellier und unternahmen kleinere Spaziergänge, sowie sich mal wieder die Sonne zeigte.

28. September Freitag

Um 16.00 Uhr klopften Marlis und Daniel an unser Schiff und brachten uns die Schlüssel für das Appartement, das wir durch sie mieten konnten, weil sie die Besitzerin kannten. Bevor wir uns auf den Weg machten, tranken wir noch eine Tasse Tee zusammen und die beiden brachten uns anschliessend mit ihrem Wagen dorthin. Die Wohnung gefiel uns, es gab ein Schlafzimmer, ein geräumiger Wohnraum, mit gelb gestrichenen Wänden und offener Küche, und eine Dusche mit separatem WC. Der Balkon wurde in den Wohnraum integriert und mit Schiebefenstern versehen, sodass ein gemütliches Esszimmer entstand, mit Blick auf den kleinen See, der dahinter liegt. Bei einem bekannten Ehepaar von Marlis und Daniel, gab es noch einen Apéro und danach machten wir uns zu Fuss auf den Rückweg zum Schiff.

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29. September Samstag

Heute hatten wir Termin, um das Schiff auszuwassern, der Himmel war bewölkt und schon frühmorgens hörten wir Donnergrollen und Blitze zuckten am Himmel. Das kann ja heiter werden, dachten wir und gestern wäre das Wetter ideal gewesen, Sonnenschein, windstill, einfach super! Nun, so schlimm war es dann doch nicht, als wir um 10.00 Uhr aus der Box, Richtung technische Zone, fuhren. Der Wind war moderat und die starke Bewölkung konnte uns auch nichts anhaben. Der Kran stand schon bereit, als wir in die Darse fuhren und zwei Kranführer nahmen unsere Taue entgegen, um das Schiff in der Mitte zu halten. Im Nu hing unsere Behausung in den Gurten und wurde an den zugewiesenen Trockenplatz gefahren. Bis es richtig aufgestellt war, ging ich, Silvia, einkaufen und begann anschliessend auf dem Schiff, Taschen mit Lebensmitteln und Kleidern zu füllen, die wir für eine Woche im Appartement benötigten. Ernst lud alles ins Auto, das neben dem Schiff stand und begann dann das Unterwasser zu reinigen, während ich in die Wohnung fuhr, einräumte und die Betten bezog. Kaum war alles unter Dach und Fach, begann es sintflutartig zu regnen, was hatten wir doch wieder einmal Glück gehabt!

30. September Sonntag

Obwohl wir von dem Gepäck schleppen hundemüde waren, hatten wir nicht so gut geschlafen, wie gehofft. Wir liessen uns das Frühstück trotzdem schmecken und holten dann auf dem Schiff noch einige Dinge, die wir hier benötigten. Am Nachmittag gab es erneut einen Regenguss, der aber nur von kurzer Dauer war. Ernst konnte er auch nichts anhaben, da er nun im Schiffsinnern mit der Räumung der Achterkabine beschäftigt- damit der Motor von allen Seiten zugänglich war. Dann montierte er seine vorbereiteten Holzaufbauten, auf denen der Motor dann hervorgezogen werden kann. Manchmal komme ich wirklich ins Staunen, was mein Skipper alles kann! Es könnte ihm ja egal sein, wie der Motorenspezialist zurecht kommt, er muss es ja sowieso bezahlen, aber nein, er kauft Holz ein, sägt, feilt und schraubt alles zusammen, schaut ob es funktioniert und leistet so einen wichtigen Beitrag an die schnelle und unkomplizierte Abwicklung der Arbeiten, Chapeau!!

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1. Oktober Montag

Unser Enkel Robin, hat seinen 15. Geburtstag! Schnell ein SMS schreiben, ihm gratulieren und trösten, dass er ein Geschenk auf sicher bekommt, wenn wir wieder zu Hause sind! Dafür gibt es mit dem Schiff neues Ungemach! Ernst hatte im Frühjahr die Unterwasserfarbe von ‚International‘ auf ‚Nautics‘ gewechselt, die, gemäss Händler, schön weiss bleiben sollte. Schön weiss blieb sie, aber gehalten hat sie nicht! Überall blätterte es ab und sah nicht nur unschön aus, sondern schützte auch den Rumpf nicht mehr vor Muscheln und Algen. Wir berieten uns, dass er keine Eile an den Tag legen, die nötigen Arbeiten nochmal machen- und dafür das Schiff im Frühjahr nicht mehr aufs Trockene stellen soll. Ausserdem beschlossen wir, wenn es möglich sein sollte, unseren Aufenthalt im Appartement um eine Woche zu verlängern. Sofort rief Ernst Daniel an, um dies bestätigen zu lassen und lud ihn mit seiner Frau auf Freitag zum Essen ein. Bis jetzt kam keine abschlägige Antwort seitens der Besitzerin und nun kann mein Skipper die Arbeiten in Ruhe angehen und erledigen.

2. – 4. Oktober Di. Mi. Do.

Die nächsten Tage liefen in etwa immer gleich ab; nach dem Frühstück arbeitete Ernst am Schiff und ich schmiss den Haushalt und ging einkaufen. Um 14.30 Uhr machte er Pause im Appartement und wurde mit einem feinen Z’vieri belohnt und anschliessend arbeitete er weiter bis 18.00 Uhr. Ich richtete unterdessen die Wohnung gemütlich ein und erledigte einige Reinigungsarbeiten, damit wir uns so wohl wie zu Hause fühlen konnten!

5. Oktober Freitag

Als Dank dafür, dass sie uns das Appartement vermittelt hatten, luden wir Marlis und Daniel für heute Abend zum Essen ein. Nachdem wir den Apéro eingenommen hatten, wollten sie sich verabschieden. Wir erklärten ihnen, dass wir für vier Personen eingekauft hätten und sie doch bleiben sollen. Wie sich herausstellte, hatten sie die Einladung von Ernst nur zum Apéro verstanden und hatten somit ein Problem! Sie hatten nämlich ein Ehepaar aus Bezier zu Besuch, das auf sie wartete und das sie bekochen wollten. Ausserdem erwarteten sie noch Besucher aus der Schweiz, denen sie ebenfalls ein Appartement hier im Hause organisiert hatten und die nächstens ankommen würden! Glücklicherweise gibt es für alles eine Lösung, also verblieben wir so; Daniel holt die Schweizer bei sich zu Hause ab, wenn sie denn ankommen, bringt sie ins Appartement und das Ehepaar aus Bezier bringt er zu uns zum Essen mit! So geschah es denn auch und kurze Zeit später standen wir zu zehnt in unserem kleinen Appartement, aber nur zur Begrüssung! Die vier Schweizer, ein Ehepaar mit ihrer Tochter und deren Sohn, zogen sich in ihr Appartement zurück und das Ehepaar aus Bezier, nahm mit Marlis, Daniel und uns das Abendessen ein! Es reichte für alle und wurde ein richtig schöner Abend, ausserdem zeigte es sich wieder einmal, dass es sich lohnte flexibel zu sein!

6. Oktober Samstag

Heute hatten gleich zwei Bekannte von uns Geburtstag, unsere Nachbarin, Verena Rusterholz und vom Haus nebenan, Elisabeth Studer. Elisabeth sandten wir zur Gratulation ein SMS und Verena, die während unserer Abwesenheit die Wohnung hütet, teilten wir unsere Glückwünsche per Telefon mit. Was wir dann allerdings erfuhren, hatte alles andere, als mit Glück zu tun! Verena war schwer gestürzt, erlitt einen komplizierten Trümmerbruch an der Hand, hatte sich Rippen gequetscht und musste 10 Tage im Spital verbringen! Wir waren entsetzt und versprachen, ihr nach unserer Rückkehr so viel wie möglich zu helfen. Glücklicherweise war Hans-Jakob wohlauf und konnte ihr die ersten, schlimmen Tage nach ihrer Rückkehr aus dem Spital zur Seite stehen. Wir nahmen uns vor, bei den Arbeiten am Schiff noch besser aufzupassen, denn eine zwei Meter hohe Leiter x-mal auf- und abzusteigen, ist auch nicht ungefährlich! Ausserdem steht mir (Silvia) noch die Politur am Schiffsrumpf bevor, wo man auf einem hohen Gestell steht und die Balance behalten sollte!
Abends um 18.00 Uhr gab es dann noch eine Überraschung, als uns der Agent für unseren Schiffsverkauf anrief und mitteilte, er hätte einen Klienten, der das Schiff anschauen wolle und zwar gleich jetzt! Wunderbar, wir waren am Kochen, mussten alles stehen- und liegen lassen und in die technische Zone radeln! Im Schiffsinnern sah es natürlich chaotisch aus, die Achterkabine war total ausgeräumt, der Tisch im Salon mit einer Decke zugedeckt und mit diversen Werkzeugen belegt. Der Klient schien nicht erstaunt, sondern erzählte uns, dass er schon mal ein Schiff besessen hätte und also wisse wie alles zu- und hergehe, wenn Arbeiten auf dem Trockendock anstünden. Er schaute sich alles ganz genau an und gab dann bekannt, dass er sich wieder melden werde.

7. Oktober Sonntag

Nur zaghaft zeigte sich die Sonne, als ich nach dem Frühstück zum Schiff ging. Ernst war schon mit dem Auto vorausgegangen, da der Kärcher darin lag, den er heute noch brauchen würde. Glücklicherweise lag unser Appartement keine 5 Minuten von der technischen Zone entfernt und rasch zu Fuss erreichbar. Ernst war mit den Arbeiten am Unterwasserschiff gut vorangekommen und hatte den gesamten Rumpf, den Kiel und das Ruderblatt, in mühsamer Kleinarbeit, mit einem Eisenschaber von der blättrigen Farbe befreit. Nun war ich an der Reihe, indem ich das Freibord von Schmutzspritzern freiwaschen- und Ernst den Propeller instand setzen wollte. Kaum war ich beim Schiff, fielen einige Tropfen vom Himmel, was mich bewog, zuerst im Schiffsinnern zu wirken. Alle Kleider wurden eingepackt, die Betten abgezogen und sämtliche Lebensmittel in eine Tasche gesteckt und ins Auto verfrachtet. Dann begann ich mit der Rumpfwäsche und Ernst spritzte schliesslich mit dem Kärcher das Schmutzwasser herunter. Unterdessen hatte es auch schon wieder aufgehört zu nieseln und als wir im Appartement den wohlverdienten Z’vieri vertilgten, schien bereits wieder die Sonne.

8. Oktober Montag

Damit die neue Farbe am Schiff auch garantiert den Winter und das nächste Jahr übersteht, musste Ernst alte Grundierung von Hand, anschleifen. Ich begann derweil mit dem Auftragen der Politur am Schiffsrumpf, indem ich auf einem fahrbaren Gestell, in luftiger Höhe, die Politur auftrug und nach kurzer Zeit, mit trockenen Putzfäden, sofort kräftig nachpolierte, damit keine hässlichen Striemen entstanden. Nach einer Schiffshälfte fielen mir bald die Arme ab und ich war heilfroh, als mein Skipper bekannt gab, dass er erst am nächsten Tag mit malen beginnen könne und somit für Heute Schluss mit arbeiten sei!

9. Oktober Dienstag

Als wir, nach dem Frühstück im Appartement, zu unserem Schiff kamen, trauten wir unseren Augen nicht, eine grosse Stahlyacht, mit einem riesigen Bartbewuchs am Unterwasser, stand nur ein paar Meter hinter uns! Der Eigner würde zweifellos in Kürze mit dem Kärcher hantieren und bekanntlich sollte man bei hoher Luftfeuchtigkeit nicht mit Farben hantieren. Ich hatte noch nicht mit polieren begonnen, als das Telefon klingelte und unser Agent den Besuch von dem Klienten ankündigte, der am Samstag da war und nun das Schiff am Freitag, im Wasser schwimmend, nochmal sehen wollte. Ich bot ihm einen Rückruf an und besprach mich mit Ernst, der es für unmöglich hielt, am Freitag schon einzuwassern. Ich teilte das dem Agenten mit, der ganz und gar nicht erfreut war und überhaupt kein Verständnis für unsere Situation zeigte! Umso erfreulicher wurde es am Abend, als wir um 18.00 Uhr bei Marlys und Daniel erschienen, die uns zum Essen eingeladen hatten. Lucie und Jean-Louis waren auch noch da und nach einem gemütlichen Apéro im Freien, genossen wir ein hervorragendes Essen mit Ambiente in ihrem schönen, grossen Haus.

10. Oktober Mittwoch

Ernst hatte Glück gehabt mit dem neuen Nachbarn, der nicht sofort mit Spritzen begann, sondern erst mal in aller Ruhe, mit einem Spachtel den Bart abkratzte an seinem Unterwasser. So konnte mein Skipper doch noch mit malen beginnen und da das Wetter schön und trocken blieb, hielt er es doch für möglich, am Freitag einzuwassern. Also begab ich mich zum Büro der Kranführer und bat um einen Termin am Freitag, der leider abschlägig beantwortet wurde, da an diesem Tag Kontrollen der Kräne stattfänden und kein einziges Schiff eingewassert werde. Ernst, der inzwischen mit seinen Arbeiten gut voran gekommen war, bat mich, einen Termin für Donnerstag zu vereinbaren, da wir unserem Klienten entgegen kommen wollten und schliesslich am Sonntag nach Hause fahren könnten. Donnerstag war okay und so bekamen wir einen Termin um 10.00 Uhr. Ernst schuftete wie ein Verrückter, während ich beim Agenten vorbeiging, um ihm die gute Nachricht mitzuteilen. Wieder unzufriedene Gesichter in dem Büro und ziemlich vorwurfsvolle Worte, von hin- und her, usw. Uns war es ziemlich egal, wir hatten jetzt einen Termin zum Einwassern und den behielten wir bei.

11. Oktober Donnerstag

Ernst war schon vorausgegangen, um das Schiff für die Einwasserung vorzubereiten. Graue Wolken zeigten sich am Himmel, aber es war immer noch angenehm warm. Mit einer halben Stunde Verspätung, trafen die Kranführer ein und hievten unser Schiff in die Gurten. Dafür liessen sie Ernst grosszügig Zeit, die Stellen am Schiffsrumpf unter den Stützen und jene unter dem Kiel, mit Farbe zu versehen. Anschliessend fuhren sie zur Darse, wo unser Schiff wieder seinem Element übergeben wurde. War das ein schönes Gefühl, wieder an unseren Platz zurück zu kehren, besonders sicher für meinen Skipper, der die letzten 13 Tage, jede freie Minute mit Arbeiten am Schiff zugebracht hatte! Beendet waren sie natürlich noch nicht, jetzt musste das schmutzige Deck noch gründlich gewaschen- und Ordnung ins Schiffsinnere gebracht werden, bevor dann das Prozedere mit der Politur auf dem Decksrumpf weiter geht! Während Ernst das Schiff wusch, fuhr ich ins Appartement, um endlich unserer Tochter zum Geburtstag zu gratulieren, das wäre ja noch schöner, vor lauter Schiff, das eigene Kind zu vergessen!

12. Oktober Freitag

Wir waren frühzeitig aufgestanden und waren schon um 10.00 Uhr auf dem Weg nach Montpellier, um im grossen Einkaufscenter noch einige Besorgungen zu erledigen, unter anderem eine Politur, die auf dem Schiff auszugehen drohte. Auch Lebensmittel mussten wieder mal besorgt- und anschliessend im Appartement verstaut werden. Dann galt unsere Aufmerksamkeit wieder dem Schiff, wo Ernst mit Aufräumarbeiten der Stauräume im Cockpit beschäftigt war, während ich das Schiffsinnere wieder auf Vordermann brachte, den Staub von der technischen Zone entfernte, die Nasszellen gründlich reinigte und den Boden aufwusch. Bis jetzt hatte sich unser Agent noch nicht gemeldet, wir wussten also nicht, ob der Klient noch kommen würde, oder nicht. Um 16.00 Uhr bekamen wir dann Bescheid, dass er für Heute schon etwas anderes geplant- und sich nun definitiv für Samstag, 20. Oktober angemeldet habe. Da er das Schiff innen und aussen schon gesehen hatte, war er sicher ernsthaft interessiert, sodass wir beschlossen, unseren Aufenthalt hier, um eine Woche zu verlängern. Daniel versicherte uns, dass das Appartement noch frei sei und so teilten wir die freudige Nachricht unserem Agenten mit, der nicht sonderlich begeistert war, ja, sogar bat, wir möchten uns dann bitte zurück halten und ihn, den Agenten, mit dem Klienten während der Besichtigung alleine lassen! Hallo!? Keine Ahnung, warum er das wollte, aber wir willigten schliesslich ein, werden ihm aber noch mitteilen, dass das Schiff ohne uns nicht bewegt werden darf!

13. Oktober Samstag

Mittlerweile erstrahlte unser Schiff wieder in vollem Glanz und liess sogar vorbeigehende Leute anerkennend bemerken, dass es wirklich ‚très propre‘ sei. Meine Arbeit war fürs Erste getan und so fuhr ich mit dem Fahrrad nach Grau du Roi, um mich um den Wochenendeinkauf zu kümmern, während Ernst noch dies und das auf dem Schiff erledigen wollte.

14. Oktober Sonntag

Endlich mal ein Ruhetag! Mit frischen Eiern zum Frühstück, wunderbar zartem Bresaolo auf dem Brot, feinem Kaffee und alles was zu einem Sonntagsbrunch gehört, liessen wir es uns wohl ergehen. Obwohl starker Regen angekündigt war, schien die Sonne und lud uns zu einem Sonntagsspaziergang ein. Die Temperaturen waren zwar merklich zurück gegangen, aber mit warmem Pullover über der Schulter und langen Hosen an den Beinen, war es immer noch sehr angenehm. Wir genossen den Tag sehr, spazierten dem kleinen See entlang, der gleich hinter unserem Appartement lag und dem Südstrand entlang wieder zurück. Bis um 18.00 Uhr, wo ich meinen Bericht für Heute beenden werde, fiel noch kein einziger Tropfen Regen.

15. Oktober Montag

Eigentlich wollten wir diese, mehr oder weniger unfreiwillige Woche in der wir im Appartement lebten, noch so richtig geniessen. Am Wetter wäre es nicht gelegen, aber es gab auf dem Schiff einfach noch zu viel zu tun! Ausserdem musste auch wieder mal Wäsche gewaschen werden, was zum Glück mit der Waschmaschine im Appartement ein leichtes Unterfangen war. Noch vor dem Frühstück wurde die Maschine gefüllt und die frisch gewaschene Wäsche auf dem Schiff aufgehängt. Dann fuhren wir zum Einkauf nach Grau du Roi, verstauten alles im Appartement und kehrten aufs Schiff zurück. Während Ernst die Backskisten im Cockpit aufräumte, reinigte ich die Hartgummileiste am Heck des Schiffes, zuerst mit Sprit, dann mit Wasser und zuletzt mit Polifac. Dazu stand ich mit einem Fuss auf dem Gummirand, mit dem anderen auf der Badeplattform, hielt mich an der hinteren Wante (Drahtseil  für die Masthalterung) fest und rubbelte, entweder tief gebückt, oder total ausgestreckt, auf dem Gummi herum. Das Endergebnis konnte sich dafür auch sehen lassen – die Schutzleiste sah wieder aus wie neu und auch das gesamte Heckteil strahlte nach der Prozedur mit der Polierpaste in vollem Glanz. Nur wir glänzten nicht mehr und fuhren todmüde ins Appartement zurück. Am Abend brachten wir Marlys und Daniel die Miete für unser Logis und wurden gleich noch zum Nachtessen, in ihrem schönen Haus, eingeladen. Eine tolle Belohnung, für einen anstrengenden Tag!

16. Oktober Dienstag

Auch heute stand unser Schiff wieder im Mittelpunkt des Tages, aber die Arbeiten waren nun überschaubar! Das Cockpit musste noch auf Hochglanz poliert werden und hatte es auch dringend nötig. Es ist unglaublich, was für ein Unterschied sichtbar wird, wenn man mit der Reinigung beginnt, wie wenn ein grauer Schleier über dem Gelcoat liegen würde, auf der unbehandelten Stelle. Das Schiff stand natürlich auch lange in der technischen Zone und da lagert sich so einiges ab! Um 15.00 Uhr waren die Aufräum- und putzarbeiten beendet und wir gönnten uns in der Wohnung ein feines Stück Zitronentorte. Anschliessend unternahmen wir mit dem Fahrrad eine kleine Abschiedstour, dem schönen ‚Etang Salonique‘ entlang bis an den Südstrand, wo wir uns gegenüber der Capitainerie eine Pause gönnten. Dann ging die Fahrt zum Hafen und fand ihr Ende vor den Fahrradunterständen, wo sie über den Winter abgestellt werden. Ob wir sie nächstes Jahr noch brauchen werden?

17. Oktober Mittwoch

Während Ernst nach dem Frühstück auf dem Schiff noch etwas werkelte, widmete ich mich dem Appartement, machte alles sauber und setzte mich anschliessend an den Computer, um die Homepage wieder mal nachzuführen. Manchmal muss ich mich dazu durchringen, denn obwohl ich ja nicht mehr berufstätig bin, rinnt mir die Zeit durch die Finger! Nach Wasch- Koch- und Putzarbeit, nebenbei auch noch der Einkauf, möchte ich auch für mich etwas Zeit haben und mich dem Rätsel raten, oder einer spannenden Lektüre zuwenden. Daher weiss ich nicht, ob ich das Lob, das ich ab und zu von Freunden über die Berichterstattung bekomme, auch wirklich verdient habe?!

18. Oktober Donnerstag

Eine SMS von Gustav war auf dem Handy von Ernst hereingekommen. Darin teilte er uns mit, dass er noch heute den Flieger nehmen – und um 20.30 Uhr auf dem Flughafen in Montpellier ankommen werde. Wir dachten schon, dass ihn das garstige Wetter (hier hatte es seit seit Tagen sehr starken Wind) daran gehindert hatte, nochmals nach Port Camargue auf sein Schiff zu kommen. Ob wir ihn evtl. abholen würden, fragte er uns in der Mitteilung, was wir natürlich sofort bestätigten. Gustav und Odette zählen mittlerweile zu unseren sehr guten Freunden, derer man bekanntlich nicht allzu viele antrifft im Leben! Vorerst tätigten wir aber noch unsere Einkäufe, die wir auf einer Liste abrufen konnten, um ja nichts zu vergessen, was wir für Kinder, Geschwister, Freunde, Bekannte und für uns, von hier nach Hause bringen wollten. Nach dem Nachtessen machten wir uns auf den Weg nach Montpellier, wo wir alsbald Gustav herzlich begrüssen konnten.

19. Oktober Freitag

Der Wind blies immer noch kräftig und veranlasste Ernst, nach dem Frühstück bei Gustav vorbeizugehen und ihm einen Einkauf mit unserem Auto anzubieten, was er gerne annahm. Er teilte Ernst mit, dass wir um 12.30 Uhr bereit sein sollen, er habe einen Tisch reserviert in einem Restaurant, wo es wirklich gutes Essen gäbe, in der Nähe von ‚Le Boucanet‘ nicht weit von Port Camargue entfernt. Da uns Gustav schon mal von diesem Restaurant berichtete, hatten wir uns für Samstag Abend, genau in diesem Restaurant, mit Marlys und Daniel verabredet, um unseren Abschied von Port Camargue und evtl. unseren Schiffsverkauf (?!) zu feiern. Trotz all unserer Überredungskunst, doch am Samstag mitzukommen, beharrte Gustav darauf, uns am Freitag zum Mittagessen einzuladen. Wahrscheinlich hatte er schon etwas vor am Samstag, jedenfalls akzeptierten wir natürlich seinen Entscheid. Pünktlich um 12.30 Uhr, nach dem Einkauf in Le Grau du Roi, standen Ernst und Gustav vor der Tür zu unserem Appartement und Gustav konnte einen Augenschein davon nehmen, wo und wie wir die letzten drei Wochen verbracht haben. Anschliessend fuhren wir nach ‚Le Boucanet‘ und konnten ein ausgezeichnetes Essen geniessen, Gustav hatte wirklich nicht zu viel versprochen! Wie sich das für ältere Leute gehört, gönnten wir uns anschliessend ein Mittagsschläfchen und träumten vom nächsten Abend, wo wir die feine Küche nochmals geniessen würden!
Um 19.30 Uhr bekamen wir einen Anruf von unserem Agenten, der uns bestätigte, dass der Interessent am Samstag um 09.30 Uhr unser Schiff nochmals besichtigen werde. Bei dieser Gelegenheit teilte ich ihm gleich mit, dass wir es vorzögen auf dem Schiff zu bleiben, was er wohl oder übel schlucken musste!

20. Oktober Samstag

Grau in grau präsentierte sich der Himmel an diesem Morgen, aber wenigstens hatte der Wind abgenommen. Unser Schiff war dafür mit einer grauen Staubschicht bedeckt, nicht gerade ideal, um vorzuzeigen. Für eine Schiffswäsche reichte die Zeit nicht mehr, aber mit einem Lappen konnten wir wenigstens im Cockpit sauber machen, sodass man sich auch hinsetzen konnte, ohne sich die Kleider schmutzig zu machen. Pünktlich stand unser Interessent mit dem Agenten vor dem Schiff und der ausgedehnte Augenschein konnte beginnen! Wie es sich für einen potentiellen Käufer gehört, wollte er alles sehen, stellte viele Fragen und zeigte sich sehr interessiert. Er war sympathisch und erzählte uns, dass er für eine Firma in der Schweiz arbeite und ein Jahr in Bülach gewohnt habe. Dem Agenten gefiel es gar nicht, wenn es privat wurde und bemühte sich sofort wieder, auf das Wesentliche zurück zu kommen. Nachdem wir auch noch einen Teil des Grossegels gezeigt hatten und er sich überzeugen konnte, dass es in einem sehr guten Zustand war, verabschiedete sich der Interessent, ohne sich zu äussern, oder Fragen über den Preis zu stellen! Unser Agent deutete an, dass er uns auf dem Laufenden halten werde. Eine Stunde später rief er uns an und teilte mit, dass wir in Konkurrenz zu einer anderen Bavaria stünden, die zwar weniger gepflegt, aber fünf Jahre jünger- und 5000 € billiger zu haben war und die unser Interessent nun noch anschauen werde.
Da wir ja morgen nach Hause fahren wollten, begannen Ernst und ich mit den Arbeiten, um das Schiff winterfest zu verpacken. Alle Fenstergummis wurden mit Vaseline eingestrichen, der Sprayhood, den wir extra für unseren vermeintlichen Käufer noch stehen liessen, montierten wir ab, die Winterblache, die den gesamten Cockpitbereich schützte, wurde festgezurrt und wir begaben uns ins Appartement, wo auch noch einiges zu tun war für unsere Abreise. Mich traf fast der Schlag, als ich um 16.00 Uhr einen Anruf von unserer Agentur erhielt, indem man mir mitteilte, dass noch zwei Interessenten unser Schiff anschauen wollten! Nicht so mein Skipper – cool entgegnete er: ‚Ja nu, dänn gömmer halt nomal‘. Wieder Winterdecke lösen, Luken auf und die netten Leute aus Morges, das Schiff begutachten lassen. Schnell stellten wir jedoch fest, dass die eigentlich ein neues Schiff wollten und von unserer Agentur regelrecht überredet wurden, doch das unsere noch anzuschauen. Dieses mal kam die Frau des Agenten und verlangte denn auch, kaum war die Show vorbei, ziemlich ultimativ den Schlüssel von unserem Schiff, für weitere Interessenten. Wir lehnten jedoch ab mit gutem Grund, hatte sie doch während unserer Abwesenheit im Sommer, sämtliche Gardinen im Schiffsinnern offen gelassen, sodass die Sonne unentwegt ins Schiff schien und das ausgerechnet Juli bis Mitte August! Sie war natürlich gar nicht erfreut und wird es erst recht nicht sein, wenn sie in einem Monat die Kündigung unseres Vertrages bekommt!!
Am Abend holten wir Marlys und Daniel ab, fuhren nach Le Boucanet und liessen uns das feine Essen, das uns serviert wurde, so richtig schmecken.

21. Oktober Sonntag

Um 09.00 Uhr hatten wir uns mit Marlys und Daniel verabredet für die Schlüsselübergabe des Appartements. Glücklicherweise hatten sie nichts zu bemängeln und nach nochmaliger Kontrolle, ob wir wirklich nichts vergessen hatten, verabschiedeten wir uns von den lieben Leuten. Ernst und ich gönnten uns noch ein Frühstück im nahen Einkaufscenter, bevor wir dann, für dieses Jahr, endgültig Abschied nahmen von Port Camargue. Wir hatten eine problemlose Heimfahrt und das Wetter wurde, je näher wir der Schweiz kamen, immer schöner.
Unsere lieben Nachbarn, Verena und Hans-Jakob, empfingen uns mit feinem Prosecco und wunderbarem, zartem Bündnerfleisch und wir fühlten uns sofort wieder sehr wohl zu Hause!

Von unserem Interessenten haben wir bis Heute nichts mehr gehört!

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