Côte d’Azure
12. April
Das Schiff steht im Trockendock, bereit für die Fortsetzung der im Herbst begonnenen Überholarbeiten. Nun muss der ganze Unterwasserbereich mit mehreren Grundierungsanstrichen neu aufgebaut werden und anschliessend werden 2 Antifoulinganstriche aufgetragen. Ebenso müssen die Arbeiten am Teakdeck abgeschlossen werden. Die Devise heisst; es gibt viel zu tun also packen wir’s an.
Der Rhythmus ist der gleiche wie im Herbst. Frühstücken, Arbeiten, Siesta, Arbeiten, Duschen und Nachtessen zubereiten. Nach dem Nachtesse gibt’s dann etwas Erholung am TV. Das ist des Skipper’s Los!
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28. April Port Camargue
Die Generalüberholung ist abgeschlossen und das Schiff kann wieder zu Wasser gelassen werden.
29. April Port Camargue
Am Nachmittag kommt Silvia mit dem TGV in Montpellier an. Nun können wir uns auf die neue Saison vorbereiten, das heisst, die Chefin übernimmt im Inneren der Antigua das Zepter und prompt wird das ganze Schiff nochmals gereinigt.
In den folgenden Tagen können wir in aller Ruhe die notwendigen Esswaren und Getränke einkaufen.
29. April bis 21. Mai Port Camargue
Ich bin tatsächlich mit nur 15minütiger Verspätung in Montpellier angekommen, wo ich meinen Schatz wieder in die Arme schliessen konnte! So eine Trennung hat auch seine Vorteile, man weiss nachher genau wie wertvoll ein Partner ist und dass man auf keinen Fall alleine leben möchte, ausser das Schicksal entscheidet anders!
Bei strahlendem Wetter bin ich gereist und genau 3 Tage sollte das in Frankreich so bleiben, bis auch hier die Kaltfront eintraf und nebst Regen auch die Temperaturen in den Keller fielen. Hier hält sich das miese Wetter jedoch nicht tagelang und schon bald konnten wir wieder Radfahren, Strandspaziergänge machen und Vorräte einkaufen, um uns auf den bevorstehenden Törn vorzubereiten. Es ist klar, ich habe natürlich das ganze Schiff von oben bis unten gereinigt, Wände heruntergewaschen, Polster geklopft, Stauräume entstaubt, eben das was Männer nicht sehen!!! Zu Skipper’s Entschuldigung muss ich jedoch sagen, dass das Schiff in den 6 Monaten auf dem Trockendock, natürlich erheblichem Staub ausgesetzt war und er mit seinen Aussenarbeiten, natürlich mehr als ausgelastet war!
22. Mai Sausset les Pins
Um 7.30 Uhr sind wir gestartet Richtung Marseille und konnten bei angenehmen 10 Knoten Wind Segel setzen. Kaum waren wir auf der Höhe von Espiguette, frischte der Wind auf und legte die Antigua auf die Backe! Wir mussten tatsächlich die Segel reffen, denn erstens ist diese Schräglage für weite Strecken am Wind unangenehm und zweitens ist man kein bisschen schneller mit zu viel Tuch und schon bald rauschten wir mit über sechs Knoten Geschwindigkeit unserem Ziel entgegen. Nach 15.00 Uhr liess der Wind nach und wir nahmen den Motor zu Hilfe, was schliesslich den Vorteil hatte, dass wir dem riesigen Tanker, der aus dem Golf de Fos gefahren kam, besser ausweichen konnten! Vor uns hatte es Schiffe, hinter uns, aber immer wir haben das Glück, dass grosse Tanker genau unseren Kurs kreuzen, oder wir meinen das wenigstens!
Dafür bekamen wir einen komfortablen Liegeplatz, als wir um 16.30 Uhr in Sausset les Pins einliefen und freuten uns auf eine warme Dusche und die Spiralen-Nudeln mit Hackbällchen und Erbsen mit Karotten zum Nachtessen.
23. Mai Bandol
Wir schliefen bis 7.00 Uhr ausgiebig und gut und frühstückten auch dementsprechend. Unser nächstes Ziel lag 31 Seemeilen entfernt und wir wollten nicht allzu spät dort eintreffen, denn es war Pfingstsonntag und wir waren sicher nicht die einzigen, die noch einen Hafenplatz ergattern wollten. Bei 10 Knoten Wind aus Südwest konnten wir komfortabel segeln, doch 1 Stunde später wurde die Sicht immer schlechter, die Feuchtigkeit immer höher und bald tropfte es aus den Segeln und von den Relingsdrähten und wir fanden uns in dichtem Nebel wieder! Ja, toll, wir befanden uns wieder mal auf der dicht befahrenen Route der Dickschiffe, die Marseille ansteuerten. Ernst schaltete auf dem PC die elektronische Seekarte mit AIS (automatische Schiffsidentifikation) ein, woraus ersichtlich ist, ob Schiffe in der Nähe sind und welchen Kurs sie fahren. Ein Schiff war in der Nähe und kam mit einer Geschwindigkeit von 22 Knoten genau auf uns zu, als auch schon das Nebelhorn ertönte und wir sofort den Kurs wechselten. Die Sicht war jetzt so schlecht, dass man keine Seemeile weit sehen konnte, aber auf der elektronischen Karte war ersichtlich, dass das Dickschiff in 0,5 Seemeilen Entfernung vor uns vorbei fuhr, in den Hafen von Marseille. Fast 2 Stunden dauerte die gespenstische Fahrt unter Segeln und plötzlich, wie er gekommen war, lichtete sich der Schleier und die Sonne schien aus blauem Himmel, wie wenn nichts gewesen wäre! Viel Zeit hatten wir durch das Ausweichmanöver nicht verloren und schliesslich erreichten wir Bandol um 16.30 Uhr.
Auch hier gab es noch genügend freie Plätze und nachdem wieder klar Schiff war, fanden wir uns schon bald im Cockpit wieder, vor einem herrlichen Teller Riz Casimir.
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24.-25. Mai Porquerolles Anse Notre Dame
Man merkte schon, dass die Saison noch nicht begonnen hatte, denn es war mäuschenstill im Hafen und wir schliefen bis um 08:30 Uhr. Heute brauchten wir uns nicht zu beeilen, wir wollten die Ankerbucht nicht zu früh anlaufen, am Pfingstmontag war immer noch Feiertag und die Ankerbuchten sicher übervoll. Nachdem wir noch dem kleinen Markt in Bandol einen Besuch abstatteten und herrlich duftende, süsse Erdbeeren erstanden hatten, verliessen wir den Hafen um 12.00 Uhr und segelten mit 8 Knoten Wind aus West, gemütlich unserem Ziel entgegen. Unsere Rechnung ging sichtlich auf, unzählige Schiffe kamen uns aus den Buchten von Porquerolles entgegen und verstreuten sich in alle Richtungen. Viele kamen von Hyères, das genau gegenüber Porquerolles liegt, aber auch Toulon, Bandol und Le Lavandou liegen in angemessener Entfernung und obwohl der Wind noch ziemlich frisch- und auch das Baden nichts für zartbesaitete Seelen war, tummelten sich an Sonn- und Feiertagen zahlreiche Ankerlieger in den Buchten und räkelten sich in der Sonne. Als wir in die Anse Notre Dame einliefen, fanden wir einen schönen Ankerplatz und um 17.30 Uhr fiel der Anker in den hellen Sand.
Nach dem Essen, das aus Rösti, Spiegelei und Tomatensalat bestand, besprachen wir das weitere Vorgehen und beschlossen, noch eine Nacht hier zu verbringen, SMS, E-Mails und Homepage zu schreiben und dann am Mittwoch nach Cavalaire weiterzusegeln, um uns von dort aus für die Überfahrt nach Korsika vorzubereiten.
26. – 31. Mai Cavalaire
Das Wetter war uns immer noch wohlgesinnt, die Sonne schien aus stahlblauem Himmel, als wir um 12.00 Uhr den Anker lichteten und uns Richtung Cavalaire orientierten. Es wurde ein herrlicher Segeltag und als wir Cavalaire 5 Stunden später erreichten, gab es noch jene freie Gästeplätze. In diesem Hafen sind wir ganz besonders gern, erstens achtet die Capitainerie darauf, dass die Eigner- und die Charteryachten separat liegen, zweitens sind die Preise sehr human und drittens kann man von hier aus mit dem Bus problemlos die umliegenden Ferienorte besuchen, wie z.B. St.Tropez, Le Lavandou, usw. Hier wollten wir uns in Ruhe auf die Überfahrt nach Korsika vorbereiten, die Einkäufe vervollständigen und losfahren, wenn Wind und Wetter es zuliessen.
Am Abend des 27. Mai, sah alles danach aus, obwohl es den ganzen Tag ziemlich starken Wind aus Osten gab, der sich jedoch ab 18.00 Uhr, gemäss Meteo, legen sollte. Um 21.30 legten wir ab, die belegten Brote waren gemacht, die Schwimmwesten bereit, wir waren warm angezogen, an uns sollte es nicht liegen! Aber je weiter wir uns von der Küste entfernten, umso stärker frischte der Wind auf, von den angekündigten 10 Knoten, auf über 24 Knoten. Auch das wäre noch kein Hindernis gewesen, wir hatten achterlichen Wind und rauschten mit über 7 Knoten Fahrt davon, aber der seitliche Schwell wurde so stark, dass das Schiff einen wilden, unangenehmen Ritt auf den Wellen vollführte und immer viel zu viel anluvte, es war ein regelrechter Zickzack-Kurs!
Der Skipper und ich schauten uns an, wollten wir uns das 18 Stunden lang antun? Diesen Kurs müssten wir beibehalten und der seitliche Schwell wurde immer kräftiger und unangenehmer. Nach kurzer Besprechung entschieden wir, umzukehren und wieder in den sicheren Hafen einzulaufen, um einen besseren Zeitpunkt abzuwarten. Die seitlichen Wellen, hatten natürlich das ganze Deck mit Salzwasser vollgespritzt und nur dem Sprayhood war es zu verdanken, dass wir nicht bis auf die Haut durchnässt wurden.
Am nächsten Morgen regnete es sogar und für die weiteren Tage wurde, vor allem in Korsika, Starkwind angekündigt, weshalb wir uns entschlossen hierzubleiben und von hier aus Ausflüge zu unternehmen, bis sich das Wetter beruhigt hat.
Am Montag, 31. Mai wurde es noch verrückter!! Eigentlich wollten wir heute nach St. Tropez, aber wir hatten übersehen, dass der Bus, den wir um 12.45 Uhr besteigen wollten, nur Freitag und Samstag fährt und 14.45 war uns eindeutig zu spät, das wäre der nächste Kurs gewesen. So schlenderten wir der Küste entlang, bei strahlendem Wetter, aber wieder starkem, jedoch warmem Wind. Unterwegs erstanden wir uns noch herrlich süsse Melonen, die wir uns auf dem Schiff zu einem Glas Rosé genehmigen wollten. Inzwischen hatte der Wind Sturmstärke erreicht, die Schiffe im Hafen hatten Schräglage, wie unter Segeln und als wir die Messgeräte einschalteten, erreichten die Böenspitzen 49 Knoten Wind!
Dieser Monat Mai 2010, wird uns ganz bestimmt nicht als Wonnemonat in Erinnerung bleiben!
1. Juni Iles de Lerins, vor Cannes
Heute war Aufbruchstimmung im Hafen, die Yachties, ob Motor- oder Segelboot, verliessen nacheinander den Hafen, nachdem der starke Wind sich endlich beruhigt hatte. Auch der Skipper neben uns, ein Deutscher, auf einem neuen Katamaran ‚Lagoon 38‘ machte sich mit seinen Gästen bereit zum Auslaufen. Doch plötzlich stand er, nur mit Badehose bekleidet, am Steg und starrte ziemlich entgeistert ins Wasser. Auf die Frage, ob wir ihm beim Ablegen behilflich sein sollen, erklärte er uns, dass seine teure Lesebrille ins Wasser gefallen sei und er jetzt wohl oder übel nach ihr tauchen müsse. Mein Skipper fragte ihn, ob die Brille ein Metallgestell habe, was der Nachbar bejahte. Dann könne er ihm womöglich helfen, meinte Ernst und holte ein dickes Magnet, das an einem Tau befestigt war aus unserer Backskiste. Schon beim ersten Versuch, haftete die Brille am Magnet und konnte dem glücklichen Manne übergeben werden. Dieser bedankte sich überschwänglich und schüttelte meines Skippers Hand, denn das Wasser hatte erst 18 ° und da der Katamaran gechartert war, gab es auch keinen Neopren-Anzug und sonstige Hilfsmittel an Bord!
Um 11 Uhr verliessen dann auch wir den Hafen Richtung Cannes. Nach den vielen Hafentagen, stand uns der Sinn nach einer Ankerbucht, und wenn das Wasser ruhig war, wollten wir in den Iles de Lerins ankern. Es war ein strahlend schöner Tag, doch der Wind blies jetzt zu schwach, um nur unter Segeln weiterzukommen, aber mit Hilfe des Motors, erreichten wir eine angenehme Reisegeschwindigkeit. Um 17. 00 Uhr fiel der Anker in den feinen Sand und wir genossen den Einlaufdrink und das anschliessende Essen, sowie die schöne Ankerbucht in vollen Zügen.
2. – 3. Juni Menton
Leider war die Nacht nicht so ruhig, wie wir uns gehofft hatten, die Yacht stand in der Strömung des Wassers, das durch die beiden Inseln hindurch floss und der Wind klatschte uns die Wellen ans Heck, sodass wir nicht so ruhig schlafen konnten, wie wir uns das vorgestellt hatten! Gegen Morgen kehrte dann Ruhe ein und daher schliefen wir etwas länger als vorgesehen. Um 10.30 Uhr holten wir den Anker auf und machten uns auf den Weg Richtung Menton. Aber, oh weh, als wir die schützende Bucht verlassen hatten, erwartete uns ein starker Schwell, natürlich auch noch seitlich und hob und senkte unser Schiff unaufhörlich. Wir setzten das Vorsegel, welches das Schiff in eine stabilere Lage brachte, weil wir leider diesen Kurs beibehalten mussten, um an unser Ziel zu gelangen. Vor Nizza mussten wir wieder mal einer Fähre ausweichen, die von Korsika kommend, direkten Kurs auf den Hafen nahm und wir dazwischen lagen! Aber wir hatten ja mittlerweile Erfahrung mit den grossen Töpfen und schliesslich haben sie ja auch Vorfahrt und können nicht jedem kleinen Yachtie ausweichen. Um 15.30 Uhr kamen wir in Menton an und buchten gleich zwei Nächte, um der malerischen Altstadt am nächsten Tag einen Besuch abzustatten und ein paar Einkäufe zu tätigen.
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4. Juni Alassio
Bestens erholt, legten wir um 8.30 Uhr ab Richtung Italien. Der Wind war kaum zu spüren und das Meer fast spiegelglatt, sodass wir unseren Cockpittisch montierten und uns einem ausgiebigen Frühstück hingaben. Der Autopilot hielt unser Schiff auf Kurs und wir wunderten uns, wie wenig Schiffe in dieser Gegend unterwegs waren. Denn längst gilt der Monat Juni nicht mehr als Vorsaison, in den meisten Häfen sind jetzt die Preise so hoch wie im Juli und August. Wir diskutierten darüber, ob wir einen näher gelegenen Hafen anlaufen sollten, entschieden uns dann aber für Alassio, denn wir wollten vorwärts kommen und dafür an reizvolleren Orten evtl. zwei- oder drei Hafentage machen. Hatten wir anfangs keinen Wind, so schwoll er jetzt, eine Stunde vor Alassio, auf 20 Knoten an und zwar genau platt von hinten, sodass an Segel setzen nicht zu denken war. Ausserdem war er unangenehm kühl, was sicher auch an der Wassertemperatur lag. Jedenfalls erreichten wir Alassio nach sechseinhalb Stunden und bekamen einen Hafenplatz, nahe der Tankstelle zugewiesen. Wir spazierten noch eine Stunde der Promenade entlang, Richtung Stadt, aber die abgetrennten Strände der diversen Hotels, mit Liegestühlen und Sonnenschirmen dicht an dicht, schreckten uns ab und ausserdem fuhren uns, in jeder noch so kleinen Gasse, die Motorräder mit lautem Geknatter um die Ohren. Wir waren froh, wieder auf unserer kleinen Insel, ein köstliches Mahl, (Zürcher Geschnetzeltes, mit Nudeln und Salat) zu verspeisen und unsere Ruhe zu haben.
Am nächsten Morgen überraschte mich mein Skipper mit der überraschenden Frage: ‚Was würdest du sagen, wenn wir umkehren und wieder nach Frankreich zurückkehren?‘ Zuerst glaubte ich an einen Scherz, aber es war ihm ernst damit und wir besprachen uns beim Frühstück ausführlicher darüber. Wollten wir jeden Tag in einem anderen Hafen sein und um einen Platz betteln, der auch noch horrend viel kostete? In Alassio bezahlten wir Euro 49.00, hatten aber keinerlei Infrastruktur, die Läden waren weitab vom Hafen und die Leute senkten den Kopf, wenn man an ihnen vorbei ging, kurz es herrschte keine schöne Atmosphäre. Ausserdem hatte Ernst schon immer ein sehr gutes Bauchgefühl, darauf konnte man sich absolut verlassen, weshalb ich nichts gegen eine Umkehr einzuwenden hatte.
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5. Juni Menton
Wir frühstückten noch in aller Ruhe, füllten an der Tankstelle Diesel nach und verliessen Alassio um 10.30 Uhr, zurück, Richtung San Remo. Dort wollten wir nochmals eine Nacht verbringen, bevor wir wieder nach Menton, oder direkt nach Cannes fuhren. Unterwegs unterhielten wir uns weiter über unseren Törn, was wir eigentlich davon erwarteten und kamen gemeinsam zum Schluss, dass diese Reiserei eigentlich nicht nach unserem Sinne war und wir lieber richtigen Urlaub, in harmonischer Umgebung machen möchten. Auch eine Überquerung nach Korsika schlossen wir mehr und mehr aus. Calvi, Bonifacio, die Ankerbucht Girolata, um nur einige zu nennen, hätte uns schon gereizt, aber sonst fährt man auch nur von Hafen zu Hafen, die wir ja fast alle von einem früheren Törn her kennen. Man muss früh weg, kommt spät in den Häfen an, muss viel zu oft unter Motor fahren, da der Wind meistens von der falschen Seite her einfällt, kurz, wir wollten uns das einfach nicht mehr antun. Ob auch das Alter eine Rolle spielt? Vielleicht, wir sehnten uns jedenfalls nach guten Häfen, freundlichen Menschen und schönen Buchten, wie Port Cros, Porquerolles, Port Miou, usw!
Die Bestätigung für unseren Entscheid, erhielten wir in San Remo, als wir an der rauen Hafenmauer, an dem Gäste anlegen und sich im Hafenbüro melden müssen, anlegten. Im Büro teilte uns eine Dame mit, dass sie uns keinen Platz geben könne, sie hätten nur 25m-Plätze, aber wir könnten ja an der Quaimauer bleiben, wenn wir wollten, ohne Strom und Wasser und mit dauerndem Schwell der einlaufenden Schiffe! Wir waren seit 6 Stunden unterwegs, aber dieser Platz war so ungemütlich, dass wir dankend ablehnten und lieber noch 2 Stunden in Kauf nahmen bis Menton. Um sicher zu gehen, dass wir da einen Platz bekommen würden, riefen wir im Hafenbüro an, wo uns eine freundliche, männliche Stimme mitteilte, das wäre überhaupt kein Problem, wir sollten ruhig kommen und das Büro sei 24 Stunden besetzt. Vive la France! Müde, aber glücklich kamen wir um 18.30 Uhr an und wurden bereits von einem Angestellten der Capitainerie empfangen. Wir erzählten ihm, dass wir bereits hier waren auf Platz 668, worauf er erwiderte, wir könnten den selben Platz wieder haben, wenn wir den schon kennen würden und auch zwei Nächte bleiben, ‚pas de problème.‘
7. Juni Iles de Lerins
Noch einmal wollten wir uns dem Flair der schönen Ankerbucht zwischen den beiden Inseln vor Cannes hingeben, bevor wir dann in den Hafen von Cannes verholten, von wo uns dann der Kurs endgültig westwärts führen würde.
Dicke Nebelschwaden hingen in den Hügeln hinter Menton und der Himmel war bedeckt, als wir um 12.00 Uhr aus dem Hafen fuhren. Obwohl es schwachwindig war, liess uns die hohe Luftfeuchtigkeit frösteln und wir waren froh, hinter dem Sprayhood vor dem Fahrtwind geschützt zu sein. Nach einer Stunde Fahrt unter Motor, konnten wir Segel setzen und je weiter wir Menton hinter uns liessen, desto klarer wurde der Himmel und schon bald wärmten uns die Sonnenstrahlen und frassen die Nebelschwaden weg. Lange hielt der Wind nicht an und ausserdem stand ein ziemlich starker Schwell, der die Segel schlagen liess und so rollten wir sie wieder ein und motorten unserem Ziel entgegen. Auf der Höhe von Antibes, hörten wir plötzlich ein Plätschern nahe an unserem Schiff und als wir nachsahen, jagten doch tatsächlich 5 Delphine vor unserem Bug hin und her. Sie legten sich auf den Rücken und sahen uns mit ihren listigen Äuglein an, sprangen aus dem Wasser und tauchten wieder weg, nur um mit neuem Anlauf vor unserem Schiff zu kreuzen. Es war himmlisch und wir hätten die putzigen Fische am liebsten berührt und gekrault, doch nach ein paar Minuten tauchten sie ab und verschwanden in der Tiefe. Zum Glück waren wir ziemlich weit draussen auf dem Meer, sonst wäre uns dieses Schauspiel wahrscheinlich nicht widerfahren. Es hinterliess bei uns ein grosses Glücksgefühl und zeigte uns einmal mehr, wie schützenswert diese und auch andere Meeresbewohner sind!
Um 16.45 Uhr erreichten wir die Ankerbucht bei nunmehr strahlend blauem Himmel und auch von Schwell war hier nichts zu spüren, sodass wir uns auf eine schöne, romantische und ruhige Ankernacht freuen konnten. Romantisch auch deshalb, weil wir, um nicht zuviel Strom zu verbrauchen, dann jeweils im Schiff die Petrollampe anzünden, die mit ihrem warmen Schein den Cognac für den Skipper und den Portwein für die Bordfrau, nach dem Essen noch genüsslicher macht!
8. – 12. Juni Cannes
Wir stellten den Funk auf Kanal 80 ein, der um ca. 7.45 Uhr eine Wettervorhersage für die Küstenregion bringt und uns zugleich als Wecker dient.
Die Prognose war nicht sehr vielversprechend, was den Wind betraf und auch wenn es keine Sturmböen geben sollte, so waren 20 Knoten am Anker nicht mehr sehr gemütlich. Das Schiff beginnt sich zu drehen (schwojen) und, da die Inseln beidseitig offen sind, entsteht auch Schwell, der das Schiff unangenehm rollen lässt. So schlossen wir nach dem Frühstück alle Luken und Ventile und machten uns auf den Weg in den Hafen von Cannes. Erstaunte Blicke folgten uns, wie wenn sie fragen wollten, wie man bei blauem Himmel und Sonnenschein eine so schöne Ankerbucht schon um 10.30 Uhr verlassen könne!? Vielleicht hätten wir ja noch ein wenig warten können, denn als wir uns bei der Capitainerie meldeten, baten sie uns, bis 13.00 Uhr zu warten, damit sie sehen könnten, welche Gästeplätze wieder zur Verfügung standen. Der Wind hatte bereits aufgefrischt und war am Gästesteg (Accueil), wo wir warten mussten, ziemlich heftig. Ausserdem gab es an zwei Plätzen keine Festmacherleinen (Moorings) und ein riesiges Gummiboot hing der länge nach am Steg. Wir befestigten notdürftig von unserem Schiff ein Tau zum Nachbarschiff und machten uns auf die Suche nach dem Besitzer des Gummibootes. Es war das Beiboot von einem grossen Segelschiff von ‚Gazprom‘ deren Crew auf- und neben dem Schiff diverse Arbeiten ausführte. Dessen Skipper hatte uns bereits beobachtet und als wir ihm unser Problem schilderten, war er sofort bereit, sein Beiboot umzuhängen, sodass auch für uns ein Platz mit einer intakten Mooringleine zur Verfügung stand.
Wir machten uns nochmals gemeinsam auf den Weg zur Capitainerie, wo an den Piers riesige, private; Motoryachten der Grösse von den Zürichseeschiffen, wie ‚Linth‘ und ‚Panta Rei‘, lagen.
Um 13.00 Uhr machten wir im ‚vieux Port‘ von Cannes am Ponton B 32 fest, nur 3 Plätze neben Segelyacht ‚Ronja‘, deren Besitzer, Jürgen und Jutta, wir letztes Jahr in Cavalaire kennengelernt hatten. Es stellte sich heraus, dass wir gleichzeitig in Menton waren, aber uns leider nicht begegnet sind!
Eine Stunde später kündigte Skippers Handy ein SMS an. Es war Gustave, unser belgischer Freund von Port Camargue, der mit Klaus, seinem besten Segelfreund aus Deutschland unterwegs war. Er fragte uns, wo wir liegen und als er erfuhr wo, schrieb er zurück, dass er um 17.00 Uhr ebenfalls in Cannes eintreffen werde und ob wir ihm einen Platz reservieren könnten. Klar konnten wir, es klappte sogar und um 17.15 Uhr konnten wir die beiden in die Arme schliessen. Die verrückten Kerle waren um 8.00 Uhr in Porquerolles gestartet und nonstop bis nach Cannes gesegelt, aber von Müdigkeit keine Spur, im Gegenteil, Gustave wollte uns sogar am selben Abend noch zum Essen einladen auf seinem Schiff, was wir ihm dann aber energisch ausredeten!
Am nächsten Tag besuchten wir, gemeinsam mit Gustave, die Altstadt von Cannes und genossen den herrlichen Ausblick über den Hafen und das Meer. Heute konnten wir ihm die Einladung zum Essen nicht mehr ausreden und wir wurden köstlich verpflegt mit gefüllten Zucchettis, mit Viiiiiel Käse überbackenen Spargeln und Kartoffeln, feinem Wein, Dessert und Kaffee.
Unsere Idee war, mit dem Zug nach Nizza zu fahren, weil Ernst und ich noch nie da waren, aber Gustave hatte eine bessere Idee. Wir könnten gemeinsam ein Auto mieten und Gustave würde uns dann die Umgebung zeigen, unter anderem La Tourette, wo er und Odette ein Haus besitzen und Fayance, ein malerisches kleines Dörfchen, an eine Felswand geklebt, das wirklich einen Besuch wert war. Auch der Salatteller, den wir dort in einem gemütlichen Gartenrestaurant gegessen haben, schmeckte köstlich. Gustave fuhr die ganze Strecke, erklärte alles und wir stellten mit Erstaunen fest, dass man ihm seine 73 Jahre überhaupt nie geben würde!!!
Den nächsten Tag verbrachten wir mit einkaufen und Schiff waschen, denn der Wind blies so stark, dass der Sand vom nahen Strand auf unser Deck geweht wurde und ein unangenehmes Knirschen unter den Füssen verursachte.
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12. Juni St Tropez Ankerbucht
Ein herrlicher Segeltag erwartete uns, als wir um 11.00 Uhr aus Cannes ausliefen. Es war Segelspass vom Feinsten, der Wind kam aus der richtigen Richtung und wir rauschten mit zeitweise 7 Knoten, bei schönstem Wetter, unserem Ziel, St.Tropez, entgegen. Was uns dann aber in St.Tropez erwartete, war ein kleiner Horror! Die Bucht vor dem Ort wimmelte nur so von Regattayachten, kleinen, grossen, riesengrossen, unter anderem auch Gazprom, die in Cannes lag und wir hatten Mühe, allen gerecht zu werden und niemanden zu behindern, da wir natürlich unterdessen die Segel eingerollt- und mit Motor in den Hafen einlaufen wollten. Aber eben – wollten – denn der Hafen war rappelvoll und schon in der Einfahrt kam uns der Hafenmeister mit seinem Boot entgegen und hat uns mitgeteilt, dass kein Platz zur Verfügung stehe, was uns natürlich nicht verwunderte, denn der Rolex-Cup, eine riesige Regatta mit hunderten von Schiffen, fand dieses Wochenenden statt.
Da wir natürlich nicht mehr weiter wollten und das Wetter gut war, beschlossen wir, die Nacht hinter dem Hafen, in der grossen Bucht zwischen St.Tropez und Cogolin, am Anker zu verbringen. Auch Gustave und Klaus, mit denen wir uns über Kanal 72, dem Funkverkehr zwischen Freizeitkapitänen verständigten, waren sofort einverstanden und wir genossen alle die unverhoffte Ruhe am Anker. Die Einladung zum Essen auf der ‚Antigua‘ für unsere Freunde, verschoben wir kurzerhand auf den nächsten Tag, den wir in Cavalaire verbringen würden.
13. – 20. Juni Cavalaire
Das Wasser in der Bucht war so ruhig wie auf einem See, als wir den Anker hoben und St.Tropez wieder verliessen, ohne einen Fuss auf Land gesetzt zu haben! Aber kaum hatten wir die Hafeneinfahrt passiert, war natürlich wieder die Hölle los! Die Regatteure machten sich für den bevorstehenden Start bereit und hatten natürlich bereits Segel gesetzt, was für sie absoluten Vortritt bedeutete gegenüber Motorbooten, und da wir noch keine Segel gesetzt hatten, galten wir als solches. Es war noch schlimmer als am Tag zuvor, von allen Seiten kamen sie, die einen hatten schon gewendet und fuhren wieder zurück, die anderen segelten raus und der Wind frischte jetzt auch auf, wie es sich für eine Regatta gehört! Irgendwie hatten wir es dann doch geschafft, aber Segel setzen lag für uns nicht drin, wir hatten den Wind genau auf die Nase, sprich Bug und das hätte die Segel nur schlagen lassen. Auch als wir das nächste Cap umrundeten, reichte der Kurs nicht aus, um einigermassen vernünftig segeln zu können. Gustave und Klaus kreuzten auf, da sie unbedingt segeln wollten, aber erst kurz vor Cavalaire gab es richtig viel Wind und sie holten uns rasend schnell unter Segeln auf. Sie gestanden uns nachher aber, dass sie das Schiff steuern mussten, der Autopilot hätte diesen Kurs nicht mehr halten können!
Um 14.30 Uhr lagen wir am Gästesteg von Cavalaire und genehmigten uns erstmals einen Drink, bevor wir das Schiff vom Salzwasser befreiten. Beim Einlaufen in die Bucht von Cavalaire hatten wir so starken Seitenwind, dass immer wieder Wellen über das Deck liefen und manchmal bis zum Sprayhood spritzten! Wie versprochen, galt die Einladung für Gustave und Klaus auf unserem Schiff heute Abend und auch das Menu, bestehend aus Risotto, Filet Mignon an Morchelrahmsauce und mit Käse gefüllte Tomaten, schmeckte uns allen ausgezeichnet. Es wurde ein gemütliches Beisammensein und zugleich auch ein Abschied, denn die Crew der ‚May Way‘, beschloss, am nächsten Tag die Rückreise nach Port Camargue, mit Zwischenhalten in Toulon, respektive St. Mandrier und evtl. Marseille, anzutreten.
Bei strahlendem Wetter, aber leider mit Gegenwind, verliessen die beiden Cavalaire und wir stockten wieder mal unsere Vorräte auf, im nahe gelegenen Carrefour, etwa 10 Fussminuten vom Hafen entfernt. Die Sonne brannte vom Himmel und wir waren hochsommerlich gekleidet, nichtsahnend, dass sich das schon bald ändern würde! Denn kaum waren wir wieder vom Einkauf zurück, zogen Wolken auf, die immer dichter und dichter wurden und eine hohe Luftfeuchtigkeit entwickelte sich. Dann kam die Ruhe vor dem Sturm, kein Lüftchen regte sich, das Wasser war spiegelglatt, aber morgens um 5 Uhr ging es los. Der Regen prasselte in Strömen auf unser Deck und dazu pfiff ein starker Wind, so ging es den ganzen Tag weiter. Als der Skipper, in einer kurzen Regenpause, unseren Liegeplatz in der Capitainerie verlängerte, kam er bis auf die Haut durchnässt zurück, der Regen kam waagrecht auf ihn zu und der Schirm hatte gar nichts genützt!
Am nächsten Tag schien bereits wieder die Sonne, aber sie mochte uns nicht so recht zu erwärmen, denn dazu blies ein kalter, kräftiger Wind. Die Temperaturen stiegen zwar an, doch der Starkwind blieb und das sollte sich auch die nächsten Tage nicht ändern, was für ein verrückter Sommeranfang! Unser Liegeplatz lag an einem Seitensteg, wir waren also nicht eingepfercht zwischen den Schiffen und so waren wir mit unserer Situation mehr als zufrieden, unternahmen Ausflüge per Bus, wanderten barfuss den langen Sandstrand entlang und freuten uns des Lebens!
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Am 16. Juni unternamen wir bei schönstem Wetter mit dem Bus einen Ausflug nach St. Tropez und das alles für 1€ / Person und einfache Fahrt, ca.1 Std. Fahrzeit im klimatisierten Bus.
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21. – 22. Juni Port Man Ankerbucht
Endlich hatte der Starkwind nachgelassen, was uns auf unseren ursprünglichen Plan, uns in der idyllischen Bucht von Port Cros an eine Boje zu legen, zurückbrachte. Die Wassertanks wurden aufgefüllt, die nötigen Einkäufe getätigt und ab ging die Post. Was für ein schönes Gefühl, sooo viel Wasser fast für sich alleine zu haben, denn obwohl es kurz nach 11.00 Uhr war, sahen wir nur gerade mal zwei Schiffe, die weit draussen unterwegs waren. Das Wasser in der Bucht von Cavalaire war ruhig, es wehte eine angenehme Brise aus Süd und wir setzten die Segel in der Hoffnung, bis Port Cros so laufen zu können. Doch die Freude war von kurzer Dauer, denn kaum hatten wir das Kap passiert, wehte uns ein kühler Wind von Südwesten entgegen, ein starker Schwell liess das Schiff auf und ab tanzen und die Segel schlagen. Also bargen wir diese wieder und fuhren unter Motor unserem Ziel entgegen, wobei es sich leider nicht vermeiden liess, dass einige Wellen über das Deck klatschten und die Scheibe vom Sprayhood milchig einfärbten. Das liebt man besonders, wenn man weiss, dass nun das Schiff evtl. mehrere Tage nicht gewaschen werden kann und das Salz auf dem Deck an den Füssen klebt!
Auf der Höhe der Ankerbucht von Port Man beschlossen wir, mal reinzuschauen, ob das Wasser ruhig war und wir überhaupt noch Platz fänden.
Die Bucht liegt zwischen Port Cros und den Iles de Levant und ist, ausser von Nordosten, von allen Seiten gut geschützt. Sie hat nur den Nachteil, dass sie ziemlich tief ist und man den Anker auf ungefähr 10-12 Metern Tiefe setzen muss. Platz hatte es genügend, das Wasser war ruhig und so fiel der Anker um 14.30 Uhr, genau die richtige Zeit, um anschliessend den fantastisch mundenden Aprikosenkuchen, den wir in Cavalaire erstanden hatten, mit einer Tasse Kaffee zu geniessen. Wir verbrachten eine ruhige Ankernacht und ruderten am nächsten Tag an Land, um dem Fort von Port Man einen Besuch abzustatten, das jedoch wegen Bauarbeiten nicht zugänglich war.
23. – 25. Juni Port Cros
Ein unangenehmer Schwell weckte uns um 6.00 Uhr auf. Als wir nachschauten, wehte ein kräftiger Wind, doch tatsächlich aus Nordosten, in die Bucht herein und der Schwell den er mitbrachte, liess die Schiffe tanzen! Eine Stunde später merkten wir, dass wir langsam zu slippen begannen und der Anker auf dem grasigen Grund das Schiff nicht mehr auf der Stelle hielt. Etliche andere Skipper hatten das auch bemerkt und darum gab es nichts zu diskutieren, als aus den Federn und Anker auf! Bis nach Port Cros benötigt man nur knapp eine Stunde und als wir dort ankamen, hatten wir noch die Auswahl, welche Boje wir nehmen wollten. Hier war das Wasser ruhig, die Insel immer noch gleich idyllisch wie eh und je und wir genossen nun in aller Ruhe unser Frühstück. Danach ruderten wir an Land und marschierten 2 Stunden im Wald, der Küste entlang, auf den lauschigen Wegen, die immer wieder den Blick aufs Meer und die zahlreichen Buchten freigaben.
Am nächsten Tag krochen wir etwas früher aus den Federn als üblich, wir hatten Lust auf eine längere Wanderung und packten deshalb nach dem Frühstück unseren Rucksack mit Getränken, Früchten, etwas zum knabbern und ruderten an Land. Es war herrlich im Wald, die schmalen Wanderwege lösten in uns immer wieder Hochgefühle aus und führten uns, bergauf, bergab quer über die ganze Insel, sodass wir Port Man schliesslich aus der Vogelperspektive betrachten konnten. Wir verzehrten genüsslich unser Picknick und machten uns, der Küste entlang, die immer wieder den Blick auf liebliche Ankerbuchten freigab, auf den Rückweg. Nach über 4 Stunden erreichten wir wieder den kleinen Hafen von Port Cros und bald darauf drang der Duft von ‚Chnobli-Spaghetti‘ aus unserem Schiff, dazu Salat Mistral, ein feines Glas Wein und für uns war unsere kleine Welt mehr als in Ordnung. Der Skipper liess es sich nicht nehmen anschliessend noch einen Butterzopf zu backen, denn schliesslich hatte er morgen Geburtstag, und da wollte er nicht erst in die Riemen liegen, um Brot zu holen!
Freitag, der 25. Juni, Skippers Geburtstag, das musste gefeiert werden! Das Frühstück, mit dem herrlich duftenden Zopf, schmeckte uns vorzüglich und anschliessend ruderten wir an Land und machten uns auf den Weg ans Ende der Bucht ,an dem das kleine, feine Hotel ‚Le Manoir‘ liegt. Heute hatte ich am Abend nichts in der Pantry verloren, ich war eingeladen vom Geburtstagskind und wir konnten problemlos einen Tisch für uns reservieren. Dann besuchten wir das Fort ‚ L’Estissac ‚ das unter Richelieu, im Jahre 1635 erbaut wurde und eine fantastische Aussicht über die ganze Bucht von Hyères bot. Zurück auf dem Schiff, verwöhnte ich meinen Schatz mit einem Glas Champagner und einer Lachsrolle zum Apéro.
Um 20.30 Uhr fanden wir uns im ‚Le Manoir‘ ein und bekamen einen schönen Tisch im Freien, unter hellen Sonnenschirmen und mit Sicht auf die, an den Bojen schwojenden, Yachten. Die Vorspeise, mit St.Jacques -Muscheln, war wirklich gut, aber mit dem Hauptgang trat eine Ernüchterung bei uns ein. Erstens erhielt das Geburtstagskind nicht das bestellte Essen, was ohne Entschuldigung quittiert wurde und das ‚Risotto aux Morilles‘ schmeckte eher wie ein Reisbrei. Der dazu servierte Fisch war gut, aber sehr klein und für den stolzen Preis von 55 Euro pro Menü hatten wir schon etwas mehr erwartet. Das Ambiente jedoch war schön und auch das Dessert liess keine Wünsche offen. Den Abschluss des Abends krönte ein Gläschen Cognac und das genehmigten wir uns auf dem Schiff, bei Mondschein und Petrollampen-Licht.
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26. – 27. JuniPorquerolles
Nach Porquerolles gelangten wir in knapp zwei Stunden und legten um 13.00 Uhr im Hafen an. Es gab nicht sehr viele freie Plätze, denn erstens hatte jetzt die Saison so richtig begonnen und zweitens, kamen sehr viele Yachten vom Ankerplatz in den Hafen, um eine Weile Strom zu ziehen, die Wassertanks aufzufüllen, um dann wieder in den Ankerbuchten zu entschwinden. In der Vorsaison wird das von der Capitainerie noch geduldet, aber Juli und August, wird jeweils das Wasser für einige Stunden abgestellt, da es von Versorgungsschiffen auf die Insel gebracht werden muss. Wir meldeten uns im Büro, beglichen den Hafenplatz und nach einem Spaziergang im Dorf, wo Ernst unter anderem einen Internetzugang für 24 Stunden löste, machten wir es uns im Cockpit gemütlich. Auf vielseitigen Wunsch, gab es am Abend ein Risotto ‚ à la mode du chef‘ mit Schweinsfilet und einem feinen Salat, was meinem Skipper ein zufriedenes Grunzen entlockte.
28. Juni Port Miou
Ursprünglich wollten wir noch einen Tag am Anker in Porquerolles verbringen, aber es zog uns heimwärts. Um doch noch einen Tag in idyllischer Atmosphäre geniessen zu können, beschlossen wir, einen Zwischenhalt in den ‚Calanques de Cassis’, genauer, in Port Miou zu machen. Die Einfahrt zwischen den hohen Felsen in die schmale Bucht, ist kaum auszumachen und man muss nah an die Felsen, bis man den Einschnitt wahr nimmt. Im vorderen Teil der Bucht sind seitlich Bojen angebracht, an die man sich, mit einem Tau am Bug befestigt, einhängen kann und an den Felsen sind Ringe, in die man sich, ebenfalls mit einem Tau, einfädelt und dieses an der Heckklampe befestigt. So liegt das Schiff immer in derselben Position, da der Platz, um sich im Kreise zu drehen, sonst viel zu eng wäre. Wenn man jedoch über Funk, auf Kanal 9, die Capitainerie aufruft, kommt jemand zu Hilfe und übernimmt die Befestigung am Felsen. Genau das taten wir, als wir um 16.30 Uhr einliefen und hatten kaum fertig gesprochen, als sich schon das Boot vom Hafenbüro näherte und der ‚Capitaine’ uns behilflich war.
Zuerst gab es einen alkholfreien Einlaufdrink und danach ein erfrischendes Bad in dem herrlich klaren Wasser der Calanque. Wir genossen den Aufenthalt in der freien Natur sehr, doch unser Entschluss, am nächsten Tag weiterzufahren, war gesetzt.
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29. Juni – 1. Juli Frioul
Eine hohe Luftfeuchtigkeit lag über der Gegend und obwohl die Sonne ihre heissen Strahlen voll entsandte, war es diesig und man konnte keine 2 Meilen weit sehen. Wind hatte es keinen und so tuckerten wir unserem nächsten Ziel entgegen. Wir brauchten uns nicht zu beeilen, in den Häfen ist es um die Mittagszeit unerträglich heiss und das war es auch um 15.00 Uhr noch, als wir in Frioul eintrafen. Dafür konnten wir endlich das Schiff wieder mal gründlich waschen und wir gossen, nur mit Badehose bekleidet, den kühlen Wasserstrahl nicht nur übers Deck, sondern, auch ab und zu über unsere Körper!
Mehr als eine Nacht wollten wir hier nicht verbringen, aber als uns Gérard, unser Freund von Port Camargue, anrief und uns mitteilte, dass zurzeit in unserem Hafen ein ziemlich starkes Gewitter niederging, beschlossen wir, noch eine Nacht zu bleiben. Auch sahen wir in der Meteo, dass Südwestwind angesagt war, mit einhergehendem Schwell und das wollten wir uns nicht antun. Dafür fuhren wir mit der Passagierfähre nach Marseille und besuchten die schöne, grosse Kathedrale‚ St. Marie Majeure de Marseille’, sowie die kleine, urtümliche Kirche St. Laurent. Ausserdem machten wir auf dem Rückweg einen Zwischenhalt auf der Insel ‚If’ und statteten dem gleichnamigen Chateau einen Besuch ab.
Die von König Franz dem I., zwischen 1524 und 1531 erstellte Festung, sollte der Aufgabe dienen, die Stadt Marseille vor Angriffen zu schützen, was deren Bevölkerung jedoch gar nicht in Begeisterung versetzte, da die Stadt unabhängig und eigenständig sein und bleiben wollte. Im 16. Jh. wurde sie zur Gefangeneninsel für die Gegner der Monarchie und für viele Protestanten. Berühmt wurde die Festung, dank dem Roman von Alexander Dumas, mit ‚der Graf von Monte Cristo’, der 1845 in 18 Bänden veröffentlicht wurde.
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2. Juli Port Camargue
Um 7.00 Uhr liefen wir aus, unserem Heimathafen, Port Camargue entgegen. Das Wasser lag spiegelglatt vor uns und so konnten wir unser Frühstück, mit dem zuvor zubereiteten Kaffee, gemütlich im Cockpit geniessen, während der Autopilot zuverlässig den Kurs hielt. Der angekündigte Ostwind liess noch eine Weile auf sich warten und drehte dann nach Süden. Mit dem Vorsegel konnten wir den Motor unterstützen und zusammen mit der Strömung, liefen wir schon bald mit 7 Knoten unserem endgültigen Ziel zu, das wir schliesslich um 16.45 Uhr erreichten.
Die Bilanz aus diesem Törn, ist mehrheitlich positiv. Wir konnten zwar unsere ursprünglichen Pläne nicht umsetzen, hatten aber sehr viele, schöne Erlebnisse, keine Havarien und Pannen und waren immer, gesund und munter, zur richtigen Zeit am richtigen Ort!
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2. bis 13. Juli Port Camargue
Am 13. Juli traten wir den Heimweg in die Schweiz an und luden alsbald unsere Kinder und Freunde bei uns ein, da Wiedersehen und Heimat genau soviel Freude bereiten, wie Reisen und Auslandaufenthalt. Da wir auch zu Hause gerne aktiv sind, kauften wir uns neue Fahrräder und unternahmen in der Folge diverse Fahrradtouren in der näheren und weiteren Umgebung.
Unter anderem verbrachten wir eine Woche in Mels bei Edith und Cesare, was im nachhinein sehr bedeutend für uns war, denn Cesare erkrankte schwer und musste immer öfter einige Tage in Spitalpflege verbringen.
Ende August reisten Ernst und ich wieder nach Frankreich, verzichteten jedoch auf einen Törn, da unser Schwager immer leidender wurde und wir mit einem Notfall rechnen mussten. Als wir nach einem Telefonat mit Edith erfuhren, dass Cesare wieder im Spital sei, fuhr ich (Silvia) am 21. September mit dem Zug nach Mels, um meiner Schwester Beistand zu leisten in dieser schweren Zeit. Mittlerweile hatten die Ärzte bei unserem Schwager eine schwere Leukämie diagnostiziert und die Spitalaufenthalte wurden immer länger. Am 7. Oktober kam Ernst von Frankreich nach Hause, nachdem er seine geplanten Arbeiten ausgeführt hatte. Noch einmal konnten wir Cesare zu Hause besuchen, aber am 20. November hatte die schwere Krankheit über seinen starken Willen gesiegt und er verstarb leider im Spital von Walenstadt.
Es war eine schwere und traurige Zeit und wir blieben bis 4. Dezember bei meiner Schwester in Mels, um sie bei den vielen Schreibarbeiten und Behördengängen zu unterstützen.