2007-2

Bandol

30. August – Oktober

Am Donnerstag, 30. August begannen unsere 5-wöchigen Ferien und wir hatten einiges vor!!
Mindestens bis Menton, war unser Ziel, denn schliesslich sollte ja die Zeit reichen, um ohne Eile die französischen Küstenorte Marseille, Hyères, le Lavandou, Cavalaire, St. Tropez, Cannes, Antibes, bis Menton, an der Grenze zu Monaco, besuchen zu können, meinten wir!
Jedenfalls liessen wir unser Heim am 30. August hinter uns und machten uns auf den Weg nach Port Camargue. Die Reise verlief problemlos und bereits um 16.00 Uhr erreichten wir den Hafen und nahmen von unserem Schiff Besitz, das sich, wie immer, in tadellosem Zustand befand.

31. August bis 7. September 2007 Port Camargue

Unser Freund, Horst Klafs, war eine Woche vor uns, von Zürich aus abgereist, um sein Schiff für den geplanten Verkauf vorzubereiten. Nach 25 Jahren kein leichtes Unterfangen, hatte er doch sein Schiff seinerzeit selber ausgebaut und viel Herzblut hineingesteckt. Doch im Alter von 78 Jahren und auch auf Wunsch von seiner Frau Erna, hatte er sich schweren Herzens dazu entschlossen, dem Segelsport zu entsagen.
Ein Käufer war auch schon gefunden und nun ging natürlich der Papierkram los, der mit Horst’s kargen Französichkenntnissen in keinem Einklang stand! So taten wir unser Bestes, um ihm in dieser Hinsicht etwas beizustehen, genauso wie unsere ansässigen Freunde Angelika und Gérard, die der Gepflogenheiten und natürlich der Amtssprache auf den Verträgen, perfekt mächtig waren.
Dass wir somit nicht ans Auslaufen dachten, lag auf der Hand, dafür war inzwischen Gustav mit seinen Freunden aus Deutschland angekommen und wir planten einen gemeinsamen Törn, den wir dann auch in die Realität umsetzten.

08. September Frioul

Um 08.00 Uhr verliessen wir Port Camargue Richtung Marseille. Diese Strecke kennen wir inzwischen aus dem FF, da es uns für kurze Törns eher ostwärts zieht. An dieser Küste gibt es diverse, schöne Ankerplätze, nicht zuletzt auch in den Calanques , während die Ankerbuchten Richtung Spanien eher unsicher und rar sind.
Ca. 1 Stunde liefen wir unter Motor, dann frischte der Wind auf und es gab unter Segeln, eine regelrechte Rauschefahrt, die uns grossen Spass machte. Gustav war mit seiner Crew später gestartet und war nun auf Aufholjagd, was ihm mit seinem grösseren Schiff und dem riesigen Gennaker-Segel denn auch gelang und wir ein kleines Fotoshooting starteten, um unsere Schiffe unter Segeln gegenseitig zu verewigen.
Wir hatten einen neuen Rekord aufgestellt, als wir nach nur 9 Stunden im Hafen von Frioul festmachten. Sonst schafften wir das nie unter 10 Stunden! So war es uns noch vergönnt den schönen Sonnenuntergang zu geniessen, dem sich Brigitte anschloss.

Slideshow, 7 Bilder, Time 6 Sec.

09 September Bandol

Nach dem Frühstück lösten wir die Leinen und machten uns auf den Weg nach Bandol. Gustav war schon etwas früher gestartet, wir konnten ihn unter den diversen Seglern, die mit uns unterwegs waren, nicht mehr ausmachen. Der Wind war schwach, weshalb wir unter Maschine liefen, aber das machte uns, nach dem gestrigen, langen Segeltag, überhaupt nichts aus. Sowieso zwischen den Felsen der Calanques war der Wind unstet und wir konnten in Ruhe in die diversen Einschnitte, die die Felsformation aufwies hineinschauen. Nicht viele Segler wagten es, nach den gestrigen, relativ starken Winden, hier die Nacht zu verbringen. Auch wenn man vom Wind geschützt ist, liegt das Schiff unruhig im Schwell, der dann in die Buchten einläuft und die Schiffe unaufhörlich schaukelt, was einem mit der Zeit auf die Nerven geht (wir sprechen aus Erfahrung)!
Von Cassis bis Bandol konnten wir dann Segel setzen und liefen um ca. 15.30 in den Hafen ein, fast mit Gustav, der mit seiner Crew unterwegs Skat gespielt hat und ganz erstaunt war, uns auch schon hier anzutreffen. Wir hatten einen Sekt kühl gestellt und so nahmen wir auf der May-Way, bei strahlendem Sonnenschein, den ersten, gemeinsamen Einlaufdrink ein.

10. September Bandol

Gustav ist ein ausgesprochener Markt-Fan! Egal in welchem Ort, er muss jedem Markt einen Besuch abstatten, je grösser der Marktbetrieb, desto lieber ist es ihm. In Toulon ist die Auswahl der Produkte besonders gross und so war es klar, dass wir dahin fuhren. Die Bushaltestelle befindet sich direkt vor dem Hafen und so checkten wir die Abfahrten der Busse am Abend vorher. Um 10.00 fuhren wir los und erlebten eine Riesenenttäuschung!
Am Montag fand nur ein ganz kleiner Markt statt, mit wenig Auswahl und so deckten wir uns im nahen Einkaufszentrum mit den benötigten Lebensmitteln ein. Dafür fanden wir ein Gartenrestaurant mit bequemen Sesseln, wo wir gemütlich beisammensitzen- und eine Kleinigkeit essen konnten. Während sich die Männer noch ein Bier genehmigten, flanierten Brigitte und ich durch die Altstadt, wo wir mehrere schöne Geschäfte entdeckten.

Slideshow, 4 Bilder, Time 6 Sec.

11. September Bandol

Heute war Schiffsputz angesagt, der Skipper aussen, ich innen. Wenn man das gründlich machen will, nimmt es schon einige Zeit in Anspruch. Auf der May-Way übernahm das der Namensvetter von Gustav und bald erstrahlten die beiden Yachten nebeneinander, in neuem Glanz!
Für die erlittene Anstrengung wurden wir jedoch fürstlich entlöhnt, denn unterdessen hatte Gustav mit seinen restlichen Gästen im Ort eingekauft und als sie vollbepackt zurück kamen, luden sie uns zu einem Salade Nicoise ein, zubereitet von Klaus, Harry und Brigitte.
Die Teller waren prall gefüllt mit Thon, Bohnen, Salzkartoffeln, Blattsalat, Tomaten, Sardellen Oliven etc. und mundeten köstlich! Wieder konnten wir einen schönen, gemütlichen Nachmittag zusammen verbringen.

12. September Bandol

Starkwind für die nächsten Tage war angesagt, was uns daran hinderte, unser nächstes Ziel, Porquerolles anzulaufen. Auch die Gäste von Gustav hätten gern eine oder zwei Nächte in den schönen Ankerbuchten vor Porquerolles verbracht.
Da dies nun nicht möglich war, hatte Gustav ein befreundetes Paar aus seinem Wohnort in Belgien, das zur Zeit in Frankreich Urlaub machte, zu sich auf sein Schiff eingeladen.
Ernst und ich unternahmen einen längeren Spaziergang der Promenade von Bandol entlang und wir fanden, dass der Wind eigentlich gar nicht so stark sei, wie angekündigt. Das veranlasste uns, die Rechnung auf der Capitainerie zu bezahlen und uns zum Auslaufen vorzubereiten. Wir überlegten gerade, Gustav von unserem Plan in Kenntnis zu setzen, als jemand an unseren Schiffsrumpf klopfte. Es war Brigitte, die uns mitteilte, dass sie beabsichtigen, nach dem Abschied von Gustav’s Freunden, ebenfalls die Inseln anzulaufen.
Das Ablegen klappte problemlos, doch schon nach der Hafenausfahrt blies uns ein kräftiger Wind um die Ohren, der nach und nach an Stärke zulegte und erst noch von Osten, also genau von dort wo wir hin wollten. Als wir die schützende Bucht hinter uns hatten zeigte der Windmesser 24 Knoten an und wir fuhren gerade noch mit 1 Knoten Fahrt. Das über Stunden durchzuziehen, war uns eindeutig zu viel und so machten wir rechtsumkehrt und fuhren zurück in den Hafen. Auch Gustav und seine Crew kapitulierten und verbrachten auch die nächste Nacht noch im Hafen.

13. September Bandol

Für die Crew von May-Way wurde die Zeit nun zu knapp, um noch nach Porquerolles zu segeln, Termine in Deutschland waren schon vorprogrammiert und die galt es eben einzuhalten.
Der Wind blies immer noch kalt und kräftig von Osten und der Himmel war bewölkt, als unsere Freunde sich verabschiedeten und sich auf den Weg nach La Ciotat machten, Port Camargue schon wieder ein Stück näher. Sie wollten den Törn noch geniessen und evtl. auch in Marseille noch zwei Tage bleiben, bevor sie dann endgültig den Heimathafen von May-Way anliefen, wo die Crew von Gustav dann nach Deutschland zurück fuhr und Gustav das Hafenleben und die Ruhe auf seinem Schiff noch ein wenig geniessen konnte, bevor auch er nach Hause fuhr.
Wir blieben noch einen Tag in Bandol und deckten uns im nahe gelegenen Casino mit Lebensmitteln- und beim Metzger mit Fleisch ein, da auf Porquerolles nicht alles erhältlich und auch ziemlich viel teurer ist.

14.-16. September Porquerolles Ankerbucht Anse Notre Dame

Wir frühstückten gemütlich, machten anschliessend klar Schiff und verliessen den Hafen um 10.30 Uhr Richtung Porquerolles, unserer Lieblingsinsel entgegen. Das Wetter war schön, der Wind mässig und so konnten wir Segel setzen und uns der warmen Sonne aussetzen, die uns gestern so schmählich im Stich gelassen hatte. Um 14.30 Uhr fiel der Anker in der Bucht der Anse Notre Dame auf sandigem Grund und bald darauf schwammen wir wie die Fische im glasklaren Wasser, das eine Temperatur von 22° aufwies, es war herrlich! Wir blieben insgesamt 3 Nächte am Anker und schwammen tagsüber jeweils vom Ankerplatz aus an Land, spazierten dem Strand entlang und verabreichten uns so den nötigen Ausgleich zum Relaxen!

17.-19. September Porquerolles Hafen

Als wir in den Hafen einfuhren, konnten wir den Platz auswählen, den wir wollten – möglichst weit von den Fähren entfernt, die in relativ kurzen Abständen ein- und ausfuhren.
Wir lieben es, auf dieser Insel zu wandern, um zu dem Hotel-Restaurant ‚Mas du Langoustier’ zu gelangen, kann man verschiedene Wege gehen. Der Weg über die Kreten, ca. 1.30 Std., gewährt einen fantastischen Ausblick auf’s Meer, der Weg der Küste entlang, ca. 1 Std., lässt die liebliche Bucht ‚Plage d’Argent’ im schönsten Licht erscheinen, tiefblaues Wasser, in dem sich die Sonne spiegelt, weisse Yachten die da ankern, Sandstrand, ein Restaurant am Ufer und ein immer ein laues Lüftchen, das einem um die Nase weht. Und wenn es ganz heiss ist, oder einem der Wind um die Ohren pfeift, kann man den Weg durch den Wald nehmen und spürt weder die extreme Hitze, noch den starken Wind. Wir bevorzugten den Küstenweg, es war sonnig und nicht zu heiss, und liessen uns im Gartenrestaurant ein kühles Glas Wein servieren.
Auf dem Rückweg kamen wir am kleinen Lebensmittelgeschäft, mitten im Dorf, vorbei und stellten überrascht fest, dass der Laden renoviert wurde, sehr sauber war und man sogar Produkte von ‚Super U’ erstehen konnte, der bei uns mit Migros verglichen werden kann. Sogar die Metzgerei wurde neu in dem Laden integriert, gut zu wissen, dann braucht man sich nicht mehr für mehrere Tage im Voraus zu versorgen.
Mit dem Wetter hatten wir alles in allem Riesenglück, wenn Starkwind angesagt wurde, blieben wir eben im Hafen, er vertrieb die Wolken und so konnten wir trotzdem von der Sonne und blauem Himmel profitieren und uns frei bewegen, was wir auch die nächsten beiden Tage ausgiebig taten. Dann mussten auch wir langsam an den Rückweg denken, wir wollten auch noch ein paar Tage in unserem Hafen geniessen und nicht Hals über Kopf in die Schweiz zurückkehren.

20. u. 21. September Ankerbucht Anse Notre Dame

Als wir die Ankerbucht ansteuerten, staunten wir nicht schlecht, die Bojen, die gesetzt waren, um die Schiffe vom ankern in Strandnähe fernzuhalten, waren allesamt entfernt worden. Dass sie zu Recht gesetzt werden, zeigte sich bereits, als wir einige grosse Schiffe beobachten konnten, die sich unvernünftig nahe an den Strand wagten. Sollte der Wind an Stärke zulegen und zudem auflandig sein, wäre die Wahrscheinlichkeit einer Strandung um ein vielfaches höher, als wenn man sich in sicherer Entfernung vom Strand aufhält und Zeit genug hat, um in Ruhe den Anker zu bergen und aufs offene Wasser zu gelangen.
Wir gönnten uns noch zwei Strand- und Ankertage, bevor wir uns für dieses Jahr endgültig von Porquerolles verabschiedeten.

22. September Port Miou

Die Wetterprognosen besagten noch mindestens zwei Tage stabiles Wetter, bevor dann eine Störung mit Wind und Regen hereinbricht. Für uns ein Zeichen, dass wir uns unsere Weiterreise sorgfältig zu planen hatten.
Eigentlich war Marseille angesagt, doch als wir auf der Höhe von Port Miou angelangt waren, fragte mich mein Skipper plötzlich, ob ich lieber noch eine Nacht hier verbringen möchte und dann am nächsten Tag direkt Port Camargue ansteuern wollte. Natürlich wollte ich, zumal es in dieser Jahreszeit nur noch wenige Gäste hatte und mir der Aufenthalt in einem Naturhafen, zwischen Kalksteinfelsen, noch allemal besser gefällt, als in einem engen und lauten Hafen, in Strassennähe.
Wir genossen die Natur um uns herum nochmals ausgiebig, kochten unsere Henkersmahlzeit (die letzte auf diesem Törn!) bestehend aus Kartoffelsalat, Tomatensalat und ‚Knacki de Strassbourg’ und begaben uns nicht all zu spät zu Bett, um für den nächsten Tag fit zu sein, der uns doch ca. 12 Stunden Reisezeit bescheren würde.

23. September Port Camargue

Um 06.00 Uhr verliessen wir Port Miou Richtung Heimathafen. Wir waren nicht alleine, auch andere Schiffe waren bereits unterwegs und wollten noch vor dem Wetterumsturz ihren sicheren Hafen erreichen. Es war noch ziemlich dunkel und wir hatten die Positionslichter eingeschaltet- rot und grün vorne am Bug und weiss hinten am Heck, sowie am Mast auf halber Höhe ein weisses Licht. So können andere genau ausmachen, was auf sie zukommt, ob ein Segel- oder Motorboot und ob es von vorne, von links- oder von rechts kommt. Rot ist links und grün ist rechts vom Schiff.
Eine Stunde Später ging die Sonne auf und anschliessend konnten wir bei spiegelglatter See den Cockpittisch montieren und uns gemütlich ein ausgiebiges Frühstück genehmigen.
Noch war vom Wetterwechsel nichts zu spüren, die Sonne schien vom tiefblauen Himmel und es hatte kaum Wind, sodass wir mit gesetztem Gross unter Motor fuhren.
Auf der Höhe von Les Saintes Maries de la mer frischte der Wind auf, wir konnten Segel setzen und in Rauschefahrt kamen wir Port Camargue immer näher. Um 18.00 Uhr erreichten wir die Hafeneinfahrt, wo uns Angelika und Gérard (es ist schon beinahe Tradition) von ihrer Terrasse aus freudig zuwinkten, was wir natürlich ebenso erwiderten und glücklich waren, wieder heil von unserem Törn zurück zu sein.

24. September – 4. Oktober

Der Wetterwechsel fand dann mit einem Tag Verspätung statt, dafür aber stürmisch und kalt und wir waren erleichtert, dass wir uns im Schiff, mit Elektro-Ofen ausgestattet, verkriechen konnten und nicht irgendwo da draussen herumirren mussten!
Zwei Tage später war der Spuk vorbei und wir konnten noch einige schöne Stunden mit unseren Freunden verbringen. Ausserdem befand sich Gustav noch auf seinem Schiff und am Abend vor seiner Abreise, krönten wir unseren gemeinsamen, jedoch kurzen Törn, mit einem exzellenten Essen im Restaurant L’Amaretto. Da waren wir bestimmt nicht zum letzten mal, so gut hatten wir schon lange nicht mehr auswärts gegessen in Frankreich!
Einen Tag vor unserer Abreise luden uns Angelika und Gérard noch zu sich zum Apéro ein, der sich jedoch so ausdehnte, dass wir anschliessend unmöglich noch einen Bissen zu uns nehmen konnten!

Slideshow, 3 Bilder, Time 6 Sec.

Am Donnerstag, 4. Oktober verpackten wir unser Schiff winterfest und fuhren nach Hause.

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